Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Gartenkunst — 9.1907

DOI article:
Verschiedenes
DOI article:
Bücherschau
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22777#0024

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
16

DIE GARTENKUNST

IX, 1

lerischer Auffassung macht es dem gewissenhaften Fachmanne
unmöglich, zur Verbreitung irgendwie beizutragen.

Krone.

Der Garten vor dem Kunstgewerbehaus auf der Bayr.
Landesausstellung vorigen Jahres, der von Mich. Buchner,
München, entworfen und ausgeführt war, ist auf Seite 14 und
15 in drei Ansichten wiedergegeben, die gewiß jedem, der die
meisterhafte Anlage gesehen hat, eine willkommene Erinnerung
sein werden.

Einem Briefe, den uns Herr Buchner mit Bezugnahme auf
die Kritik geschrieben hat, welche sein Garten in unserer
Zeitschrift (Seite 162 und 167 des Jahrgang 1906) gefunden
hat, entnehmen wir folgende Stellen:

„Wie der Laie als Kunstkritiker den Garten beurteilt, hat
die Gartenkunst im vorjährigen Augusthefte gebracht. Auch
die augenscheinlich aus fachmännischer Feder im gleichen Hefte
herrührende Besprechung mufs ich im grofsen und ganzen als
ein sachliches Urteil anerkennen. Es ist da ohne Rückhalt ge-
sagt worden, was man auch im mündlichen Verkehr sich
gegenseitig sagen würde, nur mit dem Unterschiede, daß
manches Urteil milder ausfällt, wenn man die maßgebenden
Umstände gekannt hätte; so z. B. ist der Buxus rotundifolia
nicht zum Schlinggewächs „gequält" worden, sondern tatsächlich
so gewachsen, wie er verwendet wurde. Die Unterbrechung
der weifsen Sockellinie des Gebäudes durch dunkelgrün war
notwendig und was ich mit dieser Anordnung wollte, hatte
ich auch erreicht, obschon die Anpflanzung erst am 2. Juni
nach Fertigstellung des Baues bewirkt werden konnte. Längs
der Seitengänge hätte ich vierkantig geschnittene Buxus ge-
pflanzt an Stelle der Büsche, wenn ich welche gehabt hätte;
pjramiden- oder kugelförmige hätten zu den Kugellorbeern
nicht gepaßt. Die Nicotiana-Sanderaegruppe hat von Anfang
bis zu Ende sich bewährt. Abgesehen davon, dafs ich in dem
Garten auch Material aus meinen Kulturen vorsehen wollte,
wüfste ich nicht, welche Pflanze eine unauffällige, besser zum
Ganzen passende Farbe geboten hätte.

Die ganze Anlage ist nicht unter Berücksichtigung eines be-
stimmten Stils entworfen, sondern mehr dem Gefühl entsprungen.
Im Gedankenaustausch mit Herrn Bauamtmann Bertsch, dem Archi-
tekt des Kunstgewerbegebäudes, hat das, was meiner Phantasie vor-
schwebte, sich zu der der Architektur des Gebäudes angepafsten
Anlage entwickelt; so auch die Einfriedigung mit ihren lauben-
artig ausgebildeten Eingängen : ebenso wie die Mittelpartie mit
der Prinzregentenbüste sozusagen durch die Architektur vor-
geschrieben war.

Der Kirchenausstellung mufste ein passender Garten an-
gegliedert werden, der durch Halblauben begrenzt einen kloster-
gartenartigen Charakter erhalten hat. Mit Absicht ist dieser Teil
durch die grofsen Lawsonzypressen nach aufsen zur Steigerung
seiner intimen Wirkung abgeschlossen worden.

Der von den beiden Eingangslauben gebildete vorhofartige
Raum mit seinem bescheidenen Brunnen und der entsprechend
angeordneten Bepflanzung erinnerte an oft- und gerngesehene
italienische Motive.

Mit Bedenken habe ich während der Ausführung oft vor
der kahlen weifsen Wand der Kunsthalle gestanden. Ein Ver-
kleiden mit Baum- und Strauchwerk war der Jahreszeit wegen
nicht mehr möglich, eine architektonische Lösung hätte viel-
leicht ungünstig auf die anderen Teile meiner Anlage gewirkt.
Deshalb habe ich aus Blattpflanzenmaterial ein südländisches
Vegetationsbild aufgebaut, das sich mit den vorhandenen
Föhren, die die Dachflächen der Bauten teilweise vorteilhaft
verdeckten, zu einem Ganzen verband. Dafs im übrigen die
durch den Garten zerstreut stehenden Föhren den Eindruck

der regelmäßigen Anordnung durchaus nicht störten, wird jeder
aufmerksame Besucher gefunden haben.

Die Gartenplastiken, welche einen Teil meines Geschäftes
bilden und von meinem Sohne Ludwig hergestellt werden,
kamen mir zur Vervollständigung der Anlage sehr zustatten."

Prüfungen an der Kgl. Gärtnerlehranstalt zu Dahlem.
Am 26. September d. Js. fand die Abgangsprüfung an der
Dahlemer Kgl. Gärtnerlehranstalt unter dem Vorsitz des Min.-
Direktors Dr. Thiel statt, nachdem die schriftlichen Prüfungs-
arbeiten vorher ihre Erledigung gefunden hatten. Es unterzogen
sich 10 Herren der Prüfung in Gartenkunst, 4 im Obstbau,
1 im Pflanzenbau; alle 15 bestanden die Prüfung, 4 mit Aus-
zeichnung. — Im Anschlufs daran fand eine Obergärtnerprüfung
statt, der sich 22 Kandidaten unterzogen, die alle bestanden-
davon 2 im Obstbau, 1 im Pflanzenbau, die übrigen in Garten-
kunst.

Die Königl. Gärtnerlehranstalt in Dahlem bei Steglitz-
Berlin hat mit Genehmigung des Herrn Ministers für Land-
wirtschaft, Domänen und Forsten beschlossen, auch Damen
als Hospitantinnen und Praktikantinnen zu den einzelnen Lehr-
gängen zuzulassen. Die Anstaltsleitung kommt mit diesem
Beschlüsse den seit längerer Zeit zahlreich an sie herangetrete-
nen Wünschen entgegen. Den eintretenden Teilnehmerinnen
ist Gelegenheit gegeben, nach eigener Wahl sowohl den all-
gemeinen Lehrgang, als auch die Lehrgänge für Garten-
kunst, Obstbau oder Pf lanzenbau zuhören. Weitere Aus-
kunft erteilt auf Anfrage die Direktion der Kgl, Gärtnerlehr-
anstalt in Dahlem bei Steglitz.

Ideenwettbewerb für die Anlage eines Stadtparkes in
Hamburg-Winterhude. Die schon längere Zeit schwebenden
Verhandlungen betr. Schaffung eines grofsen Hamburger Stadt-
parkes haben sich in letzter Zeit zu einem greifbaren Ergebnis
insofern verdichtet, als vom Hamburger Senat bei der Bürger-
schaft die Zustimmung zur Ausschreibung eines Ideenwett-
bewerbes beantragt ist. Das in Aussicht genommene Gelände
umfafst rund 140 ha (also ungefähr soviel als der Bremer Bürger-
park). Seine Entfernung vom Stadtmittelpunkt (Rathausmarkt)
beträgt fünf Kilometer. Es ist teilweise mit Laub- und Nadel-
wald in 10—20jährigem Alter bestanden. Das Ausschreiben
wird sich an alle deutschen Künstler (auch solche die
ihren Sitz im Auslande haben) wenden. Aufgabe des Wett-
bewerbes wird die Gestaltung des Parks einschließlich der
erforderlichen Baulichkeiten und der den Park begrenzenden
Strafsen sein. An Baulichkeiten, von denen je ein Grundrifs und
die Hauptansicht geliefert werden sollen, werden in Aussicht
genommen, ein Hauptrestaurant, ein Kaffeehaus, eine ländliche
Wirtschaft, eine Milchwirtschaft und ein Aussichtsturm, zum
Gesamtkostenbetrag von 580 000 Mk. Auf den Park (grol'se
Spielwiesen, Teichanlagen u. dgl.) können einschl. der Kosten
für die Herstellung der ihn begrenzenden Strafsen drei Millionen
Mark aufgewendet werden. An Preisen gelangen zur Ver-
gebung ein erster Preis (Mk. 10 000) zwei zweite Preise (je Mk.
6 000), zwei dritte Preise (je Mk. 4 000), drei weitere Entwürfe
sollen für je 1 500 Mk. angekauft werden können. H.

Bücherschau.

Fritz Encke, Der Hausgarten. Verlegt bei Eugen
Diedrichs, Jena 1907.

Und wie es sich gestalten wird, mein Freund,

Und wie es sich gestalten wird?

In welcher Richtung in welchem Sinn?

Ob zu Verderben? ob zu Gewinn?
 
Annotationen