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Die Gartenkunst — 9.1907

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Schultze-Naumburg, Paul: Naturverschönerung
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https://doi.org/10.11588/diglit.22777#0029

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IX, 2

DIE GARTENKUNST

21

Abb. 12.

Natürverschönerung.

Vortrag von Prof. P. Schultze-Naumburg,

gehalten auf der Jahresversammlung des Bundes „Heimatschutz" in München.

(Schlufs.)

Überall zeigt sich dieselbe Erscheinung.
Jede neue Anlage schändet neu das Bild der
uns traut gewordenen Natur, während man
früher die Kunst besafs, die Menschengebilde
harmonisch in die Natur hineinwachsen zu
lassen. Fast drängt sich uns ein Wort wie
Romantik auf, wenn wir ein Bild wie Abb. 12
sehen. Das Wort Romantik hatte bei uns lange
Zeit keinen sehr guten Klang. Wir sollten
dabei aber doch nicht vergessen, dafs es
die Romantik war, die uns gewisse Teile von
Schönheitserkenntnis gab, die wir nicht zu
verlieren brauchen. Wenn uns das frühe
Mittelalter mächtige, finstere .Zyklopenwerke
gab, die Gotik uns himmelanstrebende Dome
schuf, die Renaissance Städte und Rathäuser
baute, das Rokoko die Form des Palais schuf
und die Wende des 18. Jahrhunderts die
Grundideen des bürgerlichen Landhauses
festlegte, so hinterliefs uns die Romantik
das Verständnis für den geheimen Zauber
dieser überlieferten Schätze. Was unsere
Zeit auch neu hinzufügen möge, wir brauchen das Er- mit denen empfindende Menschen bis heute die Natur
worbene nicht zu verlieren, mag es Form, oder mag es sahen. Ich zeige ein Frühwerk des Wiener Altmeisters
Erkenntnis sein, und noch niemals hat man die Schönheit Rudolf Alt (Abb. 14). Das Work war für die damalige
unseres Landes mit besserem Verständnis angeschaut, als Zeit neu, weil es die Gefühle aussprach, mit denen man
in der Romantik. Wir sehen das aus alten Darstellungen, damals die Vergangenheit anzuschauen begann. Auch in
in denen zum erstenmal die Gefühle festgelegt wurden, unserer Zeit hat sich den Ruinen ein breites Interesse zu-
gewendet, wir sind aber in unserm Ge-
fühlsleben kaum über das hinausgekommen,
was uns jene Romantiker sehen lehrten. Bei
der Allgemeinheit sind diese Gefühle schon
vollkommen verkümmert. Wenn wir heute
wissen wollen, wie wir Ruinen sehen
müssen und wie wir uns ihnen gegenüber
zu verhalten haben, so können wir immer
noch nichts Besseres tun, als uns an jene
einstigen Pioniere der Romantik zu wenden
und uns von ihnen führen zulassen. Sie
erkannten mit feinstem Takt die Rolle, die
eine Ruine als Naturverschönerung spielt,
und da es sich gegenüber einer Ruine nicht
mehr um neues Gestalten handeln kann,
sondern eigentlich nur um ein Einstellen
unseres Gefühlslebens, so wird auch unsere
heutige Zeit kaum eine bessere Stellung
finden können.

Abb. 15 ist ein Frühwerk Ludwig
Abb. 13. Richters, der auf diesem Gebiet mindestens
 
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