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Görling, Adolph; Woltmann, Alfred [Bearb.]; Meyer, Bruno [Bearb.]
Deutschlands Kunstschätze: eine Sammlung der hervorragendsten Bilder der Berliner, Dresdner, Münchner, Wiener, Casseler und Braunschweiger Galerien : eine Reihe von Porträts der bedeutendsten Meister (Band 1) — Leipzig: Verlag von A. H. Payne, 1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.62315#0101
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Deutfchlands Kunſtſchätze. 61

„Ach, Agathe!“ ſagte Slyker erfreut, als er die alte Wärterin Elizabeth's erkannte. Offenbar
war ſie ihm ſehr günſtig geſtimmt.

„Und weiter ſind dies Sachen, welche von Männern allein niemals gehörig in Ordnung
gebracht werden können. Wir haben auch ein Wort dazu zu ſagen und ich insbeſondere, Mynheer
Slyker, wenn Ihr erlaubt. Ich habe Alles angehört; ich weiß, wie das Spiel ſteht. Sage Euch,
Mynheers, mit einem Worte, was ich will: „Ihr, Mynheer, nehmt bis auf Weiteres Eure
Tulpenzwiebeln wieder mit nach Hauſe, und Mynheer Hendrik und ich wir werden über das
Fernere uns zu verſtändigen ſuchen. Auf jeden Fall werdet Ihr die Baroneſſe allein ſprechen,
wenn Ihr's wünſcht: das kann des Anſtandes und Eures Ranges wegen keine Dame der Welt,
und wäre es die Königin von Spanien, abſchlagen!“

Es fehlte wenig, ſo hätte der verliebte Rathsherr die Alte vor Freude umarmt.

„Du giebſt mir das Leben wieder, Agathe!“ ſagte er. „Ich faſſe wieder Hoffnung und
— ... “

„Davon ſpäter, Mynheer!“ ſagte die Alte. „Uebrigens wird Mynheer vom Hauſe, der
Baron Leuwenbroek, ſehr bald zurückkehren.. Würde vielleicht Euch oder dem Herrn unbequem
jem. . *

—— Beritehe! Mber i .4

„Sollt Alles wiſſen; werden Euch Nachricht von unſerm Entſchluſſe geben: dürft ſpäter
fragen und ſagen, was Ihr wollt, und ſollt auf der Stelle Reſolution haben . .“, plapperte die
Flamländerin.

„Ach, die Reſolution!“ ſeufzte Slyker. „Ihr wollt mich ab und zur Ruhe verweiſen . . .“

„Wer weiß?“ ſagte Agathe.

„Wirkt mir das Rendezvous aus, Agathe; ein Wort ſo gut wie tauſend und ich werde mich
ſo dankbar zeigen, als wäre ich der König beider Indien und nicht der beſcheidene Rathsherr der
alten Stadt Amſterdam.“

Und in ſtolzeſter Demuth hob er ſich empor, ſo daß er wenigſtens noch zwei Zoll länger
wurde.

Agathe ſah ihn mit ihren großen, klaren Augen ſtarr an. Eine ſonderbare Bewegung zuckte
über ihr ſchmales, faltiges Antlitz. Einen Augenblick richtete auch ſie ſich ſtolzer auf, ſie ſah ver-
achtend auf den Graubart — dann aber verſchwand dieſer Ausdruck ſchnell und ſpurlos und ſie
fiel wieder in ihr Plappern, welches durchaus theilnahmlos, faſt gedankenlos ſchien.

„Rendezvous? Ihr verlangt viel, ſehr viel! Wollen aber ſehen. Glaube nicht, daß Baro-
neſſe Elizabeth ... Und doch ... Wer ergründete das Herz eines Weibes?“

Slyker drückte enthuſiaſtiſch die dürre Hand der alten Amme. Sie entzog ſie ihm heftig.

„Jetzt geht!“ drängte ſie. „Ihr wißt ja jetzt — und wir wiſſen auch — ſollt Nachricht
haben!“

„Aus Gnade, noch ein Wort ... Wann? Wann?“

Agathe blickte ſinnend auf einen Fleck, dann faßte ſie den alten Herrn feſt in's Auge.

„Ihr wollt's . . .“, erwiederte ſie und ihre Stimme hatte einen eigenthümlichen, faſt boshaften
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