NT. 61.
1830.
Heidelberger
Jahrbücher der Literatur.
J. N. B. Drösele, d cc ^ B e ^ c /t G o ^ c s.
^BescA^My s. J
Denn wird nicht unter dem Namen hier des Chri-
stenthums dort der Vernunft auch Unrecht verübt? und
wird nicht häufig genug die heilige Sache des evange-
lischen Glaubens afs Pietismus verlästert? wird aber
nicht durch die fa!sch verstandne Frömmigkeit, weiche
sich nicht in einem rechtiichen und sittiichen äufseren
Leben ausspricht, bald von dieser bald von jener Seite
Veraniassung dazu gegeben? O, wir Lehrer können
nicht sorgfäitig genug daran seyn, aus den unbestimmten
Sätzen aiigemeiner Wahrheiten und religiöser Gefühie
herauszutreten, und in das wirkiiche Leben das Chri-
stenthum einzuführen. Die Briefe der Apostel thun das
ja auch, und nicht nur ihrer Zeit gemäfs, sondern auch
uns immer zum Vorbilde. Wie man von der christlichen
Gesinnung durch die sogenannten moralischen Predigten
abgekommen, so wird man von der andern Seite durch
blofse Betrachtung dieser Gesinnungen noch nicht in das
christliche Leben eingewiesen, sondern die Einheit des
Innern und Aeufsern mufs gelehrt werden, denn darin
steht das rechtschaffene Wesen, das in Jesu Christo ist;
so lehrt er selbst, so lehren seine Apostel, so lehrt der
evangelische Prediger, und so predigt er das christlich-
sittliche Leben. Wie ausgezeichnet auch vor den meisten
neueren Erbauungsbüchern dieses in dem 2ten Theile
des vorliegenden geleistet worden, so bleibt doch darin
noch manches zu wünschen übrig; und, wie gesagt,
XXHI. Jalug. 10 Heft. 61
1830.
Heidelberger
Jahrbücher der Literatur.
J. N. B. Drösele, d cc ^ B e ^ c /t G o ^ c s.
^BescA^My s. J
Denn wird nicht unter dem Namen hier des Chri-
stenthums dort der Vernunft auch Unrecht verübt? und
wird nicht häufig genug die heilige Sache des evange-
lischen Glaubens afs Pietismus verlästert? wird aber
nicht durch die fa!sch verstandne Frömmigkeit, weiche
sich nicht in einem rechtiichen und sittiichen äufseren
Leben ausspricht, bald von dieser bald von jener Seite
Veraniassung dazu gegeben? O, wir Lehrer können
nicht sorgfäitig genug daran seyn, aus den unbestimmten
Sätzen aiigemeiner Wahrheiten und religiöser Gefühie
herauszutreten, und in das wirkiiche Leben das Chri-
stenthum einzuführen. Die Briefe der Apostel thun das
ja auch, und nicht nur ihrer Zeit gemäfs, sondern auch
uns immer zum Vorbilde. Wie man von der christlichen
Gesinnung durch die sogenannten moralischen Predigten
abgekommen, so wird man von der andern Seite durch
blofse Betrachtung dieser Gesinnungen noch nicht in das
christliche Leben eingewiesen, sondern die Einheit des
Innern und Aeufsern mufs gelehrt werden, denn darin
steht das rechtschaffene Wesen, das in Jesu Christo ist;
so lehrt er selbst, so lehren seine Apostel, so lehrt der
evangelische Prediger, und so predigt er das christlich-
sittliche Leben. Wie ausgezeichnet auch vor den meisten
neueren Erbauungsbüchern dieses in dem 2ten Theile
des vorliegenden geleistet worden, so bleibt doch darin
noch manches zu wünschen übrig; und, wie gesagt,
XXHI. Jalug. 10 Heft. 61