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1088 Ritter, Geschichte der Philosophie. 2ter u. 3ter Theil.
indem er aber glaubt, dafs in dem negativen Resultate
jenes Gesprächs die Sache abgethan sey, schiebt er auch
Platon die Lehre unter, dafs „der Begriff der Wissen-
schaft das letzte Mafs in allen wissenschaftlichen Unter-
suchungen sey (S. 182), wodurch er sich allerdings
ganz „auf die Lehre des Sokrates von der reinen Ver-
nünftigkeit als dem letzten Ziele unsers Strebens zurück-
geführt" sehn mufs (S. 183.) , und auf das trostlose Re-
sultat kommt, nach Plato solle jede Untersuchung nicht
ihrer selbst wegen vom vernünftigen Menschen ange-
stellt werden, sondern um kräftiger zu werden in der
einen Wissenschaft, die alles umfasse, der Dialektik
(S. 185). Er hat aber dabei ganz übersehn, dafs Plato
dem Theätet aufser dem Sophisten und Politikos noch
einen Philosophos folgen lassen wollte, der unstreitig
das Positive über Begriff und Gegenstand der Wissen-
schaft enthalten sollte; leider ist nun dieser nicht zu
Stande gekommen; doch besitzen wir andere Stellen
genug, worunter das Ende des fünften und das sechste
Buch der Republik den ersten Rang einnehmen, um zu
zeigen, dafs Plato der Wissenschaft allerdings einen an-
dern und hohem Lihalt gab als sie selbst, nämlich jene
die gi'cb?, die Plato auch in der Stelle, auf
die Hr. R. sich beruft, S. 286, als Ziel und Zweck der
Dialektik aufstellt und weit entfernt ist, die letztere da-
mit zum Selbstzweck zu erheben; denn wenn „das Ver-
fahren mit den Begriffen" (S. 266 ), wie wir es im So-
phisten, Politikos u. s. w. sehn, für Plato die wahre Wis-
senschaft und nicht blos der Weg zu derselben wäre,
in welche spanische Stiefeln hätte sich dann Plato's
göttlicher Geist geschnürt! Dafs die Dialektik nur Pro-
pädeutik für den Philosophen ist, lehrt Republ. VIL
aufs Deutlichste.

(Dp!*
 
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