Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
748

Kreuzhage: Über die Erkenntnifs der Wahrheit.

In der Schrift No. -£. beginnt der Vf. nach einer interessan-
ten Einleitung seine Theorie der Selbsterhenntnifs. Das Grund-
element der Gestaltung des Verhältnisses des Subjekts und Objekts
in der Entwicklungssphäre des Geistes ist das Gefühl; in ihm
der Gegensatz des Subjekts und Objekts noch nicht hervorgetreten.
Es wird nach seiner intplleclueiien, religiösen, moralischen und
ästhetischen Seite betrachtet. Das Gefühl ist das Element, in
welchem die Wahrheit zuerst als ein Lebendiges, ein Wirkliches,
wenngleich noch im Endlichen sich manifestirt, und diese Manifesta-
tion vollendet sich als ungetrübt auf der hohem Stufe der Entwick-
lung des Geistes. Die Formen der Vermittlung des Subjekts und
Objekts sind die Kategorien. Sie erscheinen auf der Stufe der
Unmittelbarkeit in der Gestalt allgemeiner Vorstellungen, als die
unmittelbaren Resultate des gemeinsamen in der Mannigfaltigkeit
des Wahrgenommenen. Die zweite Stufe der Entwicklung des
Geistes ist die Stufe des Verstandes. Hier tritt vor allem der
Empirismus hervor. Er ist die erste Form, welche das Verhält-
nifs des Subjekts zum Objekt annimmt, nachdem es in die Sphäre
der logischen Entwicklung des Geistes übergegangen ist. Denn
der Empirismus drückt die Nothwendigkeit aus, dafs die Wahr-
heit sich manifestiren, mit dem Geist in Verhjjltnifs treten müsse,
um von ihm erkannt zu werden. Der Empirismus, weil er in
der Sphäre des sich abstrakt in sich beschliefsenden Verstandes
steht, geht im Widerspruche mit sich selbst in Scepticismus
über. Der Geist setzt, um diesem zu entgehen, dem analysiren-
den Verstand die Synthese des Gefühls entgegen, in der sich ein
unmittelbares Verhältnis zur Wahrheit kund thut. Aber der so
gewonnene Glaube an die Realität der Wahrheit ist nur der nicht
zu vermittelnde Gegensatz gegen das Wissen. Hier tritt also der
Widerspruch dieses Glaubens und des als Verstand entwickelten
Geistes hervor. Weil der Geist durch die äusserliche Macht des
Glaubens sich nicht beherrschen läfst, so geht der abstrakte Ge-
gensatz des Glaubens und Wissens in den Unglauben über, und
es wird das sceptische Nichtwissen der Wahrheit zur positiven
Verneinung jedes Verhältnisses zu ihr. Diese Verneinung ist aber
die Verneinung des Geistes selbst, welche zum Atheismus führt,
welcher sich als Materialismus verwirklicht, und sich im Atomis-
mus vollendet. Dieser Richtung, wohin der auf dem Stand-
punkte des abstrakten Verstandes verharrende Geist in seiner
Flucht vor dem Scepticismus geführt wird, tritt eine abstrakt
spiritualistische entgegen, in der sich der Geist in seiner für sich
 
Annotationen