Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Gaudy: Mein Röinerzug.

783

überhaupt irgend früher gekannt war. Allein unter allen den ver-
schiedenen Schriftstellern des südlichen Frankreich, die auch von
der Geschichte des Albigenserkriegs reden, sämmtlicb, wie Herr
Fauriel bemerkt, für ihre Zeit wohl unterrichtete Männer, be-
findet sich nur ein einziger, der von diesem Gedicht eine stück-
weise und unvollkommene Kenntnifs gehabt zu haben scheint. Es
war dieser Guion de Malleville, der um den Anfang des lyten
Jahrhunderts eine noch unedirte allgemeine Chronik der Provinz
Quercy schrieb. In diesem Buche stöfst man auf mehrere Stel-
len , die in dem Gedicht Vorkommen. Die Handschrift des letz-
teren ist jedenfalls älter als das Jahr 1335 und hatte noch in je-
ner Zeit einen bedeutenden Geldeswerth. Dieses geht aus einer
Nota hervor, die sich am Rand der Handschrift unter verschie-
denen anderen unbedeutenden Anmerkungen befindet, und die uns
nicht unwerth scheint, hier am Schlüsse noch erwähnt zu wer-
den. Nach dieser Nota hatte der Besitzer der Handschrift im J.
i336 dieselbe um i5 Livres tournois verpfändet. — Die typo-
graphische Ausstattung des Buchs ist kostbar und eine gute Karte
des Kriegsschauplatzes hinzugefügt.
Eduard, Prätorius,

Mein Römerzug. Federzeichnungen von Franz Freiherrn Gaudy. Berlin,
Enslin. 8. 1836. Erster Theil 292 S. Zweiter Theil 314 £. Dritter
Theil 276 S.
Wir haben in diesem Römerzug eigentlich zweierlei Bücher
zu beurtheilen; das eine ist eine Reisebeschreibung in allerdings
sehr poetischer Prose; das andere eine Sammlung durch Italien
veranlafster Lieder und vermischter Gedichte, die, durch die
drei Bände zerstreut, den zahlreichen Abschnitten zu Vorposten
dienen. Ref. handelt zuerst von der Prose. Wenn uns Herr v.
Gaudy auch nicht in der geschickt eingeflochtenen Vorreise durch
Deutschland (I, 7) ausdrücklich sagte, dafs Jean Paul Deutsch-
lands edelster Schriftsteller sey, so könnten wir, nach Durchlesung
dieser Schrift, an seiner Bewunderung für diesen deutschen Clas-
siker doch keinen Augenblick zweifeln, denn sein prosaischer Styl
ist ganz von demselben getränkt, und wir finden bei ihm ganz
dieselbe Zeichensprache, dieselbe Anschauung der Gegenstände
durch endlose Bilderreihen und Vergleichungen , dieselbe durch
Witz befruchtete Phantasie; nur die ausgebreitete Gelehrsamkeit
 
Annotationen