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Tboiucks Glaubwürdigkeit d. evang. Geschichte.
Wenn aus acht rationalen Gründen gezeigt ist, dafs die Evan-
gelien eben so weit historisch glaubwürdig, wie irgend an-
dere glaubwürdige Historiker, das was sie nach ihrem Er-
henntnifskreise als geschehen glaubten, ohneVerstofs
mit der übrigen Historie überlieferten, so beginnen als-
dann erst die Scheidewege! Denn nun erheben sich die Fra-
gen: Wie kommt’s, dafs sie die wunderbaren Ausnahmen von
den gewöhnlichen Naturwirkungen, nebst den Reden von Über-
natürlichkeit der Person des Messias, glauben konnten ? Kommt
all diese Wunderbarkeit aus vorgefafsten Meinungen der Zeit
und vornehmlich der ersten Beobachter und Erzähler? oder
erst, wie ein opus posthumum, aus einem Zurücktragen der gern
mythisirenden gläubigen Bewunderung und erbaulichen Selbst-
tröstung der Hinterbliebenen? oder aber wirklich nur daraus,
dafs das geglaubte Wunderbare ein wahres Wunder, eine Wir-
kung des Infalliblen zum Beweis seiner infalliblen Miltheilungen
gewesen ist? Das letztere bedarf, nicht die christliche Religion
(S. 462), aber der dogmatische Supernaturalismus?
Auch der versprochene nicht starre, sondern zeitgemäfs ver-
feinerte Supernaturalismus will doch infallible Offenbarungen
von Gehei mnifslehren über das Wesen der Gottheit, über
die, sonst unerforschlichen, positiven Bedingungen der Rechtfer-
tigung und des Selig werdens, über das erbsündliche Verderbnifs
der menschlichen Natur u. dgl. den Gläubigen, sey es symbolisch-
kirchlich oder speculativ, gewifs machen und auslegen können.
Dies sind die ihm charakteristisch eigenthümhchen Bestandtheile.
Der Streit ist nicht, ob sie ihm durch Naturkräfte oder, was
man nie wassen könnte, ohne Zwischenmittel bekannt worden
seyen. Die zwei Hauptpunkte sind, dafs er Geheimnisse und
dafs er diese auf infallible Weise wisse und lehre. Dafür
bedarf er nicht blos der Beweise, dafs die Evangelien nicht
historische und chronologische Fehler enthalten, dafs
ihre Urheber so gut, wie andere historische Überlieferer, auf
ihrem hisorischen Boden standen und nur das, was sie
als geschehen und als Lehre erfuhren, aufsammelten. Bis dahin
geht gerade der Rationalismus auch, und er ist, wenn ich für
mich zunächst nur auf mein exegetisches Handbuch verweisen
darf, dem aus ihm borgenden Verfasser durch Untersuchungen,
wie sie die, welche immer nur mit dem Glauben anzufangen ra-
then, selten unternehmen, unläugbar vorangegangen. Alsdann
aber beginnen erst die Unterscheidungsfragen.
Tboiucks Glaubwürdigkeit d. evang. Geschichte.
Wenn aus acht rationalen Gründen gezeigt ist, dafs die Evan-
gelien eben so weit historisch glaubwürdig, wie irgend an-
dere glaubwürdige Historiker, das was sie nach ihrem Er-
henntnifskreise als geschehen glaubten, ohneVerstofs
mit der übrigen Historie überlieferten, so beginnen als-
dann erst die Scheidewege! Denn nun erheben sich die Fra-
gen: Wie kommt’s, dafs sie die wunderbaren Ausnahmen von
den gewöhnlichen Naturwirkungen, nebst den Reden von Über-
natürlichkeit der Person des Messias, glauben konnten ? Kommt
all diese Wunderbarkeit aus vorgefafsten Meinungen der Zeit
und vornehmlich der ersten Beobachter und Erzähler? oder
erst, wie ein opus posthumum, aus einem Zurücktragen der gern
mythisirenden gläubigen Bewunderung und erbaulichen Selbst-
tröstung der Hinterbliebenen? oder aber wirklich nur daraus,
dafs das geglaubte Wunderbare ein wahres Wunder, eine Wir-
kung des Infalliblen zum Beweis seiner infalliblen Miltheilungen
gewesen ist? Das letztere bedarf, nicht die christliche Religion
(S. 462), aber der dogmatische Supernaturalismus?
Auch der versprochene nicht starre, sondern zeitgemäfs ver-
feinerte Supernaturalismus will doch infallible Offenbarungen
von Gehei mnifslehren über das Wesen der Gottheit, über
die, sonst unerforschlichen, positiven Bedingungen der Rechtfer-
tigung und des Selig werdens, über das erbsündliche Verderbnifs
der menschlichen Natur u. dgl. den Gläubigen, sey es symbolisch-
kirchlich oder speculativ, gewifs machen und auslegen können.
Dies sind die ihm charakteristisch eigenthümhchen Bestandtheile.
Der Streit ist nicht, ob sie ihm durch Naturkräfte oder, was
man nie wassen könnte, ohne Zwischenmittel bekannt worden
seyen. Die zwei Hauptpunkte sind, dafs er Geheimnisse und
dafs er diese auf infallible Weise wisse und lehre. Dafür
bedarf er nicht blos der Beweise, dafs die Evangelien nicht
historische und chronologische Fehler enthalten, dafs
ihre Urheber so gut, wie andere historische Überlieferer, auf
ihrem hisorischen Boden standen und nur das, was sie
als geschehen und als Lehre erfuhren, aufsammelten. Bis dahin
geht gerade der Rationalismus auch, und er ist, wenn ich für
mich zunächst nur auf mein exegetisches Handbuch verweisen
darf, dem aus ihm borgenden Verfasser durch Untersuchungen,
wie sie die, welche immer nur mit dem Glauben anzufangen ra-
then, selten unternehmen, unläugbar vorangegangen. Alsdann
aber beginnen erst die Unterscheidungsfragen.