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Griechische und römische Alterthumskunde.

und ein wirkliches Factum , das er durch jene zwölf Scenen
hindurchspinnt, um an diesen Faden alles Einzelne anzuknü-
pfen. Es ist dies der Römische Ritter Cornelius Gallus, auch
als lyrischer Dichter rühmlichst bekannt, sowie nicht minder
durch den tragischem Tod, durch den er sich der ihm auf-
erlegten Verbannung und Strafe entzog; vgl. p. 16. 49 ff.,
wo aus den Nachrichten der Alten die Lebensschicksale die-
ses Gallus, zunächst in seiner letzten Lebensperiode, die in
diesem Werke zum Träger des Ganzen benutzt ist, sich zu-
sammengestelit finden. Dafs der Vf., wenn auf diese Weise
überhaupt der Siotf behandelt werden sollte, eine Person aus
der historischen, und zwar aus der blühendsten, uns auch
jedenfalls bekanntesten Periode Roms, aus dem Zeitalter
Augusts, genommen hat, wird gewifs nur zu billigen seyn;
aber es werden sich, das befürchtet lief., gegen diese Weise
der Behandlung überhaupt manche Bedenklichkeiten erheben,
zumal da solche, novellenartig durchgeführte Schilderungen
oder Erzählungen , wenn auch ein historisches Factum zu
Grunde liegt, und dieses nirgends verletzt worden, immerhin
von einer Einmischung des Modernen in das Antike sich kaum
werden frei erhalten können, mithin der Zweck solcher Dar-
stellungen und die Treue des Bildes leicht gefährdet werden
kann. Auch Ref., so wenig er die Schwierigkeit verkennt,
eine solche Masse von Einzelheiten, wie sie in einer Dar-
stellung der häuslichen Zustände und des Privatlebens Vor-
kommen müssen y nach einem bestimmten System zu ordnen
(was unseres Wissens noch nicht einmal die Hegel’sche Phi-
losophie versucht hat), würde doch immerhin eine Darstel-
lung- nach einzelnen Abschnitten , wie sie z. B. in den ein-
zelnen Excursen enthalten ist, vorgezogen haben, auch schon
darum, weil der gröfste Theil Derjenigen , welche des Vfs.
gründliches Werk benutzen, Gelehrte oder doch solche sind,
die nach einer gelehrten Bildung und gründlich wissenschaft-
lichen Kunde des Alterthums streben; diese aber werden selbst
mit Übergehung des Textes lieber an den übrigen Theil der
Darstellung sich halten, der ihren Wünschen und Zwecken
in so befriedigender Weise entspricht; diese werden aber
auch dankbar mit dem Ref. dem Verf. das Zeugnifs geben,
dafs er sich nicht in der Hoffnung getäuscht, ein Buch ge-
liefert zu haben, „ das dem Freunde des Alterthums als er-
wünschtes Repertorium des Wissens würdigsten aus dem Rö-
mischen Privatleben dienen könnte.“
Ref. hat nun noch Einiges über den Inhalt selbst und die
Anordnung und Behandlung der einzelnen Gegenstände an-
zuführen. SDie sechs ersten Scenen, welche den ersten Theil
bilden, haben folgende Aufschriften: I. Die nächtliche Heim-
kehr, II. Der Morgen , III. Studien und Briefe, IV. Die Reise,
V. Die Villa, VI. Lycoris. Was in diesen Scenen, welche
gleichsam den Text bilden, an den sich alles Übrige anreiht,
 
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