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Brüning: Das Daseyn Gottes und der menschl. Willensfreiheit. 1071
Das durch sich selbst Wirkende wirkt, wie es selbst ist,
wie seine gesammten Eigenschaften sind, also mit N o t h -
wendigkeit. Vor seinem Daseyn konnte es sein Daseyn
nicht bestimmen, und ist es einmal da, so ist es da, wie es
da ist. — Folglich ist die aufgefundene Freiheit, d. i. das
Handeln durch sich selbst ohne von Aufsen genöthigt zu seyn,
wesentlioh eins mit der Nothwendigkeit. So ist hiermit, ohn-
geachtet beide Begriffe, der Freiheit und der Nothwendigkeit
einander entgegengesetzt sind, frei seyn von Aufsen bei
Nothwendigkeit von Innen sich nicht entgegengesetzt. Und
ob etwas nothwendig bestimmt ist von Aufsen oder von In-
nen fdurch das eigene Selbst, die eigene Natur), macht in
der Nothwendigkeit keinen wesentlichen, nur beziehungs-
weisen Unterschied 5 denn diese als solche ist in beiden Fäl-
len da, blos die Quelle ist verschieden.
Durch eine solche Freiheit, weil sie der Nothwendigkeit,
der Natur gleich und Eigenschaft jedweden Seyns, mithin
auch des bewufstlosen ist, kann, wie vorhin bewiesen,
der Weltanfang nicht seyn.
Der Verfasser geht nun von der bewufstlosen Selbstthä-
tigkeit über zur Erforschung der Eigenthümlichkeit der be-
wufstseyenden Selbstthätigkeit.
1) Einfaches Bewufstscyn, t hie lisch es.
Bewufstseyn (bewufstes Seyn) ist ein Seyn, welches
weifs (Wissen im weitesten Sinne), welches fühlt, empfin-
det oder wahrnimmt:' Einfaches Bewufstseyn, in welchem
Seyn und Wissen oder Fühlendes und Gefühltes, Empfinden-
des und Empfundenes in einander fällt ohne Unterscheidung
von Subject und Object. Man hat Empfindung, aber ohne
dafs das Wissen davon zur Vorstellung gelangt: Ich em-
pfinde. — Dieses einfache Wissen oder die ursprünglichen
Empfindungen (Gefühle, Wahrnehmungen) hat der Mensch,
was die sinnlichen Empfindungen betrifft, mit den Thieren
gemein. Dieses erste, einfache Bewufstseyn kann an der
Selbstthätigkeit nichts ändern, weil es Ununterschieden mit
ihr zusammenfälltj es mufs sie nehmen, wie es sie findet.
2) Sei bst bewufstscyn der Isten Potenz.
Beflectirt sich das Wissen auf sich selbst, so entsteht
Bewufstseyn seiner Selbst als eines Wissenden, d. i. Selbst-
 
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