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Karl Hagen, Privatdocent der Geschichte in Heidelberg. Erster
Band. Erlangen, in der Palm’sehen Verlagsbuchhandlung. 1841.
Ich habe mir in diesem Buche zur Aufgabe gesetzt, die Entwicklung
der reformatorischen Ideen in Deutschland von ihren ersten Spuren bis
zum Ende des dritten Decenniums des 16. Jahrhunderts darzustellen und
namentlich von dem Zustande der geistigen Bildung im Anfänge des 16,
Jahrhunderts eine Schilderung zu geben. Ich habe dabei wesentlich auf
Wilibald Pirkheimer Rücksicht genommen, einmal, weil dieser Mann,
obwohl man im Allgemeinen seine Verdienste anerkennt, doch im Einzel-
nen noch nicht gehörig gewürdigt worden ist, und zweitens, weil er sich
recht gut zum Mittelpunkte jener Geschichte machen lässt, da er mit
allen bedeutenden Männern jener Zeit in der genauesten Verbindung
stand und fast an jedem grösseren Ereignisse einen thätigen Antheil
nahm. Den näheren Gehalt des vorliegenden ersten Bandes, welcher ohn-
gefähr bis zum Jahre 1517 reicht, wird man wohl am besten dadurch
kennen lernen, dass ich kurz den Gang angebe, den ich dabei genommen
habe.
Im ersten Kapitel oder in der Einleitung gebe ich eine Darstellung
von der Entstehung und dem Fortgange der reformatoriselien Ideen über-
haupt bis zum Ende des 15. Jahrhunderts. Im zweiten Kapitel gehe ich
auf Deutschland über, stelle die Theilnahme des deutschen Volkes au der
allgemeinen Entwicklung dar, die rationale, volksinässige, religiöse und
humanistische Opposition gegen das mittelalterliche System, verbreite
mich namentlich über Aeneas Sylvius und seinen Einfluss auf die Ein-
führung der classtschen Literatur in Deutschland, schildere daun den
Kampf der neuen Richtung mit dem herrschenden System um die Mitte
des fünfzehnten Jahrhunderts, und endlich trotz des scheinbaren Sieges
des bisherigen Systems die Ueberhandnahme der neuen Richtung in der
zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Im dritten Kapitel gehe ic.» über
auf Franken und Nürnberg insbesondere, schildere auch hier die Auf-
nahme der neuen Ideen und bleibe zuletzt bei Wilibald Pirkheimer ste-
hen, dessen Jugend, Studienzeit und politische Laufbahn beschrieben
werden. Ehe ich aber zu seiner Einwirkung auf die geistigen Bestre-,
bungen der Zeit übergehe, welche erst mit dem Ende des 15. Jahrhun-
derts bedeutend zu werden anfängt, gehe ich wieder von dem besondern
Punkte heraus in das Allgemeine, und schildere im vierten Kapitel die
Verbreitung der neuen Richtung in Deutschland im Anfänge des 16. Jahr-
hunderts; zähle zuerst die Länder und Orte auf, wo sie Eingang gefun-
den (Rheingegenden, Schwaben, Baiern, Oestreich, Norddeutschland,
säehsische Länder, Franken), erwähne die gelehrten Vereine, die hier
überall entstanden, die Männer, um welche sie sich gesammelt, und gehe
dann zu den bedeutenderen Persönlichkeiten über, welche grössere Mit-
telpunkte für die gesummten Bestrebungen der neuen geistigen Richtung
bildeten. Zuerst nenne ich die, welche durch ihre Reisen Verbindungen
zwischen den Anhängern der neuen Ideen bewirkten, wie Conrad Celles,
Hermann vom Busche, Thagius, Aesticarapianus, Ulrich von Hutten; dann
die, welche durch grossen literarischen Ruf und sonstige Wirksamkeit
Mittelpunkte bildeten, wie Wimpheling, Reuchiin, Erasmus. Au diese
 
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