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174 Strauss: Leben Jesu. u. Ammon: Fortbildung d. Christemhums.

die Einsetzung- des Abendmahls, den Tod, die Auferstehung', die
in jedem Falle geheimnissvolle Entfernung Jesu, einen festen
Stamm der neuen Gemeinde von hundert und neun und zwanzig
Gläubigen, das Pfingstfest, diese himmlische Weihe der wahren Reli-
gion, den Luftstoss, die Erregung der Gemüther, und man hat
eine Reihe von Begebenheiten, welche die Weisheit der Anord-
nungen Jesu und die Hand Gottes, in der das Schicksal seiner
heiligen Sache lag, in dem reinen Glanze einer hohem Klarheit
erscheinen lässt* Wer es hier nicht sieht, dass Gott in Christo
und mit ihm war, der wird auch nicht glauben, wenn man ihm
beweisen kann, dass Petrus chinesisch und Andreas celtisch sprach.
Hier wird also dem Leser die Wahl gelassen zwischen der Him-
melfahrt und einer geheimnissvollen Entfernung Christi; der
Schluss ist so befremdend, dass jede Bemerkung überflüssig wäre.
Ebenso, nachdem der Verf. 2 Bd. S. 189. von der hochwichtigen
und heiligen Dreieinigkeitslehre und dem unaussprechlichen Segen
dieser Trilogie gehandelt hat, sagt er 3. Band S. 215.s: Jedermann
weiss, dass ein grosser Theil dieses Dogma’s nach Inhalt und
Form, der Bibel fremd ist, und aus den Schulen der Weltweisen
durch mancherlei Folgerungen in das Christenthum hinübergeführt
worden ist.
Aus dem Geheimnisse des Himmelreichs oder der Wiederge-
burt und dem Geheimnissvollen in der Liebe Gottes scheint der
Verf. eine Art von besonderm Dogma machen zu wollen. Er
stützt sich auf Stellen aus der Schrift, welche, näher betrachtet,
gar nichts beweisen; die eine, welche den drei ersten Evangelien
gemeinschaftlich ist, Matth. 3, 11. Marc. 4, 11. Luc. 8, 10.; die
andere Job. 3, 3—7. In den ersten gebraucht Christus zwar die
Worte toc [iv&TijpLoi Trjt; ßaaiXelag rov Sreov und roiv ovpupav,
die Geheimnisse des Reichs Gottes — des Himmelreichs, — in
einem sehr einfachen Sinne, denn er sagt damit seinen Jüngern
figürlich, sie hatten den grossen Vorzug, dass er ihnen seine
Lehre in klaren und deutlichen Worten vortrage, hingegen zum
Volke in Parabeln spricht. Die Stelle Job. 3, 3—7. ist ebenso-
wenig geheimnissvoll. Christus erklärt dem Nicodemus, welcher
in seiner Eingeschränktheit nicht begreifen kann, wie der Aus-
druck, „wiedeigeboren werden“, zu verstehen sey, dass der hei-
lige Geist und das Wasser in der Taufe >die Bekehrung des Men-
schen durch die christliche Lehre bedeute, welcher dem Fleische
abstirbt und gleich einem neugeborenen Kinde, ein neues und
unschuldiges Leben anfängt.
 
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