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184 Strauss: Leben Jesu, o. Ammon: Fortbildung il. Christenthums,
und überhaupt nur drei Mal mit dem Adjectiv äytov, heilig);
selten bedeutet es die menschliche Seele oder Geist, mehren-
theils die Kraft Gottes wundertbätig wirkend, oder dem Chri-
sten verliehen zur Vollbringung' des Guten, 8, 26. ihm bei seinem
Unvermögen beizustehen, 12, 6. ihn mit besondern Gaben auszu-
rüsten. Mit dem Beiworte äyiov heilig, drückt es besonders
eine heiligende Kraft der Wahrheit 5, 5.; 9, i. aus und in Absicht
Pauli 15, 16. zu dem ihm von Christo aufgetragenen Amte der
Verkündigung des Evangelium Gottes.
IUaxi.q (Pistis) der Glaube, sagt Paulus 10, 17., kömmt vom
Hören (nehmlich vom Hören der Lehre). In der Epistel an die Hebr.
11, 1. gibt er eine bestimmtere Erklärung desselben. Er ist der
Grund der zu hoffenden und die Ueberzeugnng der unsichtbaren
Dinge. In dieser ist gewiss nichts Mystisches. Im Allgemeinen
bedeutet der Glaube bald die christliche Lehre, bald das Vertrauen
auf Gott und auf seine Verheissungen.
Dieses stimmt vollkommen mit der Erklärung Pauli überein.
Der Gang der Erörterung im mittleren Theile ist kürzlich
folgender: 16.; 2, 10.; 11, 16—24. Paulus will den Juden
ihren Vorrang nicht streitig machen, noch das jüdische Gesetz
unmittelbar angreifen, er will 3, 31. es nicht aufheben, sondern
durch den Glauben, nehmlich die christliche Lehre, deren Vortreff-
lichkeit er sorgfältig darthut, bestätigen; dennoch dessen Werke,
die jüdischen Gebräuche nicht ferner gelten lassen. Die Juden
sollen alle selig werden, sie sind zwar (11, 28.) in Absicht auf
das Evangelium und die Christen Feinde Gottes, jedoch liebt er
sie wegen ihrer Väter und ihrer Erwählung, denn 11, 29. Gottes
Gaben und Berufung mögen ihn nicht gereuen.
Um dieses mit Anwendung seiner Meinungen vom Glauben
und von der Gnade in Absicht auf Juden und Christen durchzu-
führen, nimmt er die jüdischen Lehren zu Hülfe, geht auf den
Stamm-Vater Abraham und seinen Glauben an die Verheissungen
Gottes zurück, und gebraucht sogar 4, 3—4 die Vergleichung der
Werke des Gesetzes mit der materiellen Arbeit eines Handwer-
kers. Paulus verschweigt sich nicht die Schwierigkeiten seiner
Behauptungen, 9, 14—19 wirft er selbst Einwendungen auf, die
er nicht zu heben versucht, sondern er ruft aus 9, 20; 11, 33
mit den Worten verschiedener Stellen des alten Testaments: 0
Mensch, wer bist du, um mit Gott zu rechten? Wie gar unbe-
greiflich sind seine Wege! Wer hat des Herrn Sinn erkannt,
oder wer ist sein Rathgeber gewesen?
 
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