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Nr. 35.

HEIDELBERGER

1844

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.


Mai'(ins: Systema Materiae medicae Brasifiensis.

C Fortsetzung.)
Eine grosse Schwierigkeit, die der näheren Kenntniss der
brasilischen Arzneimittel rücksichtlieh ihrer Heilkräfte gegen ein-
zelne Krankheiten ira Wege steht, ist der Umstand, dass die mei-
sten der dortigen Aerzte in Europa Medicin studirten, und somit
hauptsächlich nur mit europäischen Arzneimitteln näher bekannt
wurden , von denen viele in Brasilien nicht zu haben sind. Statt
nun sich mit der Ausmittlung der Heilkräfte der dort in so reich-
licher Menge vorhandenen und höchst wirksamen Gewächse zu
beschäftigen, ziehen sie es vor, lieber gar keine einfache Vege-
tabilien, sondern hauptsächlich nur chemische Präparate, die aus
Europa eingeführt werden, zu verordnen, wozu noch kommt, dass
man aus England und Frankreich verschiedene Composjta bringt,
die in grossen Quantitäten angefertigt werden, und deren Bestand-
teile sowohl als Wirksamkeit keineswegs gehörig bekannt sind.
Die Quellen aber, aus welchen Herr v. M. seu.” Nachrichten
entnahm, sind mehrfach, und zwar erinnert er zuvörderst an jene
brasilianische Arzneipflanzen, die schon vor der Ankunft der Eu-
ropäer gebräuchlich waren, wie z. B. verschiedene Sorten von Ipe-
caeuanha, Contrayerva, Spigelia, Copaivabalsam, Elemigummi, Ja-
taby-Harz von verschiedenen Arten der Gattung Hymenaea, Semi-
na Andae, Jatropha Curcas, Orlean. Die Geschichte dieser offi-
cinellen Gewächse ist eben so unbekannt, als die mehrerer nützli-
chen amerikanischen Culturpflanzen, wie Zea Mais, Musa paradi-
siaca, Crescentia Cujete, Manihot utilissima, Gossypium vitifo—
lium, Theobroma Cacao. Arachis hypogaea u. s. w. Wann und
wo dieselben zuerst eingeführt und benutzt worden sind, ist völlig
ungewiss, und das Andenken derselben verliert sich in einen my-
thischen Zeitraum dieser barbarischen Völkerschaften. Nur so viel
glaubt der Verf. annehmen zu können, dass die Nachrichten, wel-
che die portugiesischen und holländischen Colonisten von den un-
XXXVII. Jahrg, 4. Doppelheft 35
 
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