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Nr. 59

HEIDELBERGER

1844.

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Limburg-Brouwer: Handbuch der griechischengMythologie>
von Zacher.
CBeschluss.)
Was der Verf. uns zu geben gedenkt, sind nicht sowohl Erzählungen
(Mythen), als eine aus denselben gezogene Götter- und Glaubenslehre
(S. IX) : er will uns überhaupt zugleich eine Probe von der Methode ge-
ben, nach welcher, wie er glaubt, diese Wissenschaft zu behandeln ist.
In wie fern diese Probe mustergültig und des Beifalls würdig ist, mögen
die Leser selbst bemessen, nachdem wir Inhalt und Gang des Handbuchs
in der Kürze dargelegt haben.
Zuvörderst finden wir in der Einleitung folgenden Satz an die
Spitze des Ganzen gestellt:
„Die Religion der alten Völker, und namentlich die der Griechen,
war nicht auf Lehrsätze (Dogmen) gegründet, wie die christliche^
sondern nur auf Erzählungen. Ihre Religion war nicht dogmatisch,
sondern historisch. Darum nennt man die Kenntniss dieser Erzählun-
gen mit Recht Mythologie, von Mythos, was Anfangs einen münd-
lichen Vortrag, eine Erzählung bezeichnete, später aber die Bedeu-
tung erdichtete Erzählung oder Fabel erhielt.“ Dass hier vom
Symbol keine Rede ist, überhaupt nirgends dieses eine Berücksichtigung
in diesem Handbuch gefunden, möchte allerdings auffallen, und es we-
nigstens nicht erlauben, die hier gegebene Definition als eine genügende
anzusehen, da nun einmal in der Anschauungsweise der alten Hellenen,
Symbol und Mythe, als die Hauptbestandtheile des religiösen Glau-
bens, schwer zu trennen sind, Beides also, wenn von der Religion und
einer näheren Kunde derselben die Rede ist, gleiche Geltung anspricht.
Auch die Bestimmung, dass die Religion der Alten historisch gewe-
sen, wird nur dann, zumal im Gegensatz zu dogmatisch, zulässig
seyn, wenn dieses Wort in weiterem Sinne genommen, auch die in Erzäh-
lungen, in Historien aufgefassten Erscheinungen der Natur in sich schliesst,
die das Wesen der alten, insbesondere auch der hellenischen Religion bil-
den , die, zumal in ihrer früheren Gestaltung, einen bald physikalischen,
bald siderischen Charakter besitzt; weshalb wir auch dem Verf. darin
nicht beistimmen können, wenn er (S. 6 in der Note zu § 9) den Stern-
dienst für erst spät nach Griechenland herübergebracht erklärt, und dem-
gemäss auch Griechenlands erste Bevölkerung nicht über das Meer, son-
dern v on Norden her über das Festland kommen lässt (S. 7), was wir
nur unter grossen Beschränkungen annehmen können.
XXXVII Jahrg. 6 Doppelheft.

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