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Nr. 44. HEIDELBERGER 1844.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Russegger’s Reisen.
(Beschluss.)
Nicht minder grossartig, wiewohl ganz anderer Natur, ist der
Eindruck, den ein Besuch bei den Cedern in R. hervorbrachte. Die
Cedern liegen am westlichen Gehänge des Libanon, oberhalb Tri-
polis in einer Meeresböbe von 6000 Par. Fuss, in einer öden,
menschenleeren Gegend. Mit begeisterten Worten schildert R. die
Gefühle, welche ihn ergriffen, als er in einer schönen Mondschein-
Nacht den Cedern sieb näherte und den von ihrem heiligen Dun-
kel umschatteten Raum betrat. „So standen sie denn vor mir, die
alten, heiligen Bäume, die Jahrtausende an sich vorübergehen, die
von ihrem erhabenen Standpunkte aus Völker glänzen und ver-
schwinden sahen, die schon lebten, als Baalbeck’s und Palmyras
Prachtmonumente sieh erhoben, und die noch leben, da der Araber
seine schmutzige Hütte an die edle corinthiscbe Säule klebt,“ —
In Damascus verweilte R. einige Tage. Damascus ist eine rein
orientalische Stadt; der Anblick aus der Ferne soll entzückend
seyn, im Innern aber nichts weniger als vortheilbaft. Die Zahl
der Einwohner wird auf 200,000 geschätzt, unter diesen ungefähr
30,000 Christen und Juden, die übrige Bevölkerung ist muharoc-
danischen Glaubens. Hinsichtlich des Handels ist Damascus von
hoher Bedeutung. Namentlich steht die Stadt in lebhafter Verbin-
dung mit Arabien, Persien und Indien. Im höchsten Grade origi-
nell soll der Anblick der verschiedensten Physiognomieen und Co-
stiime (namentlich auf dem Markte) seyn, die das geschäftige
Treiben des Lebens hier vereinigt. In buntem Gewirre drängen
sich Türken, Griechen, Perser, Inder, Araber, Kurden und unter
ihnen der Europäer, der gleich einer überall gedeihenden Pflanze
auch hier seinen Wohnsitz aufgeschlagen hat. Der Menschen-
schlag von Damascus wird seiner edlen, vollkommenen Schönheit
wegen gerühmt. Unter den Bauwerken nehmen besonders gegen
80 Moscheen die Aufmerksamkeit in Anspruch, sowie die Gräber
XXk\II, Jahrg. 5. Doppelheft 44
 
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