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Nr. 50 HEIDELBERGER 1844.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Kurze Anzeigen.
CBeschluss.~)
Was seinen Stand betrifft, so schliesst Herr Pfeiffer aus zwei
Stellen, deren letztere wir mittheilen wollen,
Z. 6639—6643,
die pfaffen vorchten sere den tot.
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und wonet in noch vaste mite.
Sie jehent, man sule sich vaste wern:
mit vliehen sie sich gerne nern.
dass er nicht zu den Geistlichen gehört habe, und vermuthet, dass er
ein Ordensritter oder üieustmann eines solchen gewesen sey. Seine Hei-
math, wofür man früher Schwaben angab, setzt Herr Pfeiffer mit
besserer Einsicht in jene Gegenden Deutschlands, deren Sprache schon
mehr oder weniger niederdentsche Färbung hatte. Zu den Beweisen, die
er anführt, fügen wir nur den Reim kurt (statt kurz) auf gebürt,
Z. 429 vergl. Grimm’s Grammatik I., 413, sodann die Bildung des Per-
fects vom Hiifsverbum mit hau statt mit sin (hate gewesen) Z. 5682
vergl. Grimm’s Grammatik IV., 161. Unsere Chronik erschien zwar
schon 181? zu Riga „Fragment einer Urkunde der ältesten
Livländischen Geschichte in Versen, aus der Original-
handschrift zum Druck befördert, mit einigen Erläute-
rungen und einem Glossar versehen von Dr. Liborius
Bergmann“, aber die ansehnliche in dieser Handschrift befindliche
Lücke, sodann die Seltenheit des Buchs, welches aus dem Buchhandel
verschwunden ist, Hessen längst eine neue Ausgabe wünschen. Die hier
besprochene, welche diesem allgemein gefühlten Bedürfniss endlich ab-
hilft, verdanken wir zunächst dem literarischen Verein zu Stuttgart, der
vielen Vereinen zum Muster seine Thätigkeit anf Verbreitung seltner
oder noch ungedruckter Denkmale der Literatur richtet und uns schon
mehrere wichtige Werke zugänglich gemacht hat, sodann Herrn Pfeif-
fer, dem die Besorgung der Ausgabe übertragen wurde. Er hat die
hiesige Handschrift mit dem ersten Druck verglichen, ihre Lesarten ge-
sammelt, die Lücke der Bergmännischen Handschrift ergänzt, überhaupt
aber den Text durch manche Verbesserungen , wie auch durch orthogra-
XXXVlI. Jahrg. 5. Doppelheft. 50
 
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