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1844.

Nr. 60. HEIDELBERGER

JAHRBÜCHER DER LITERATER.


Kurze Anzeigen.

( Schluss.)
Die Wortstellung der lateinischen Sprache, entwickelt von
Dr. Franz Raspe. Leipzig, in der Hahn’sehen Verlagsbuchhand-
lung. 1844. IV. und 90 S. gr. 8.
Eine kurze, aber inhaltreiche Schrift, die einen in neuester Zeit
eben so viel, als früher wenig und oberflächlich, besprochenen Gegen-
stand behandelt. Ob auch zum Abschlüsse bringt? Diess ist eine Fra-
ge, die der Verf. wohl selbst kaum mit einem entschiedenen Ja beant-
worten dürfte. Die Sache ist einerseits darum schwierig, weil sie nicht
ganz aus Prinzipien construirt werden kann, sondern meist aus dem
p rachgebrauch der Schriftsteller eruirt werden muss; andererseits aber
darum, weil nicht nur dieser Sprachgebrauch der einzelnen Schriftsteller
selbst verschieden ist, sondern auch ein und derselbe Schriftsteller sich
nicht steif, oder, wenn man will, regelmässig nach den Regeln richtet,
die man ihm abgesehen zu haben glaubt, sondern nach individueller
Stimmung fast denselben Gedanken an verschiedenen Stellen verschieden
ausdrückt, je nachdem ihm dieser oder jener Theil des Gedankens für
den Moment eines stärkern Hervortretens zu bedürfen scheint, wir aber
diese Stimmung erst wieder aus der Wortstellung, für die wir aus an-
dern Stellen eine Regel erschlossen haben, vermuthen müssen. Dazu
kommt noch, dass gerade in der Wortstellung in den Handschriften eine
grosse Menge Varianten Vorkommen, durch deren Gewirre oft genug die
ursprüngliche Anordnung der Sätze verhüllt ist. Man würde uns aber
sehr missverstehen, wenn man glaubte, wir wollen mit dem Bisherigen
sagen, es sey gar überflüssig, diesen Gegenstand zum Zwecke seiner
Forschungen zu machen, oder es sey bisher wenigstens Nichts geleistet
worden, woran man sich halten könnte, oder die vorliegende Schrift biete
keine befriedigenden Resultate. Im Gegentheil, wir haben sie mit Theil-
nahmc an den Forschungen des Verf. gelesen, und mit vielfacher Anre-
gung ihren Gang verfolgt. Wir müssen uns aber in einer nicht speziell
philologischen Zeitschrift ein Eingehen in das Einzelne versagen, so wie
auch die Untersuchung über die Anordnung des Stoffes, die uns nicht
immer von einem Prinzip auszugehen scheint, so dass die Anordnung des
Einzelnen und die Einreihung der Beobachtungen an dein Orte, wo sie
sich finden, immer als iiothwendig erschiene. Wenn wir uns auch hier
XXXVII. Jahrg, fl. Doppelheft HO
 
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