Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
I

Nr. 39. HEIDELBERGER 1844.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Sanders: Volksleben der Neugriechen.
(Beschluss.)
„Wenn nun auch einzelne dieser Aehnlichkeiten auf sarazenischen
Einfluss1 2) zurückgeführt werden zu müssen scheinen, namentlich die
Blutrache1), so kann doch auch das Ohige zur Bestätigung der in un-
serem Buche hervorgehobenen Verwandtschaft von Griechen Und Slaven
dienen. Jedenfalls deutet schon die den Mainoten „vor allen anderen
Griechen eigene Gastfreundschaft3) auf eine fremde Einwirkung3 da be-
kanntlich die lykurgischen Gesetze eher das Gegenthei! predigten, (Herr
Chateaubriand hätte in den Steinwürfen, womit ihn die mainotisehe Ju-
gend bewillkommnete, eben so wie in den Räubereien der Erwachsenen
— wenn er gewollt hätte — echt lykurgisch-spartanischen Geist wahr-
nehmen können statt slavischen! (vergl. Zink. I., 171.
Aber all der nicht abzuleugnende fremde Einfluss (slawischer, ita-
lienischer, sarazenischer, türkischer und — jüdischer)4) hat die ur-
sprünglichen griechischen Anschauungen nicht nur nicht verdrängt, son-
dern ist in ihnen als den überwiegenden aufgegangen. So ist zunächst,
was immer als Schiboleth für die Barbaren galt, die hellenische Sprache

1) Z. I., 805 f.
2) „Erbe meiner Rache ist der Schwestersohn, der Streitbare, der Un-
versöhnliche“, heisst es z. B. in einem arabischen Gedicht [Göthe’s
Noten zum westöstlichen Divan],
8) Feder 1. 1.
4) Dieser (s. unser Buch uud vergl. zu p. 94 das ähnliche, englische.
Lied in F. O. Halliwell the Nursery rhyines of England) wird klar
durch Zinkeisen I., 778. Benjamin von Tudela erwähnt auch
(pag. 46 der englischen Uebersetzung in der neuesten Ausgabe bei A.
Asher) die Wlachen. Ihre Namen sind jüdischen Ursprungs, er-
zählt er, und einige sagen sogar, sie seyen Juden gewesen, welche
Nation sie Brüder nennen. Wenn sie einen Israeliten treffen, be-
rauben sie ihn, aber tödten ihn nicht, wie sie es mit den Griechen
thun. Sie bekennen sich zu keiner Religion. — Auch bemerkt
Fortis I., 138, dass die Morlachen als Zeichen der Trauer den
Bart wachsen lassen, wie die Juden, denen sie überhaupt in man-
chen Sitten sich nähern. — Das auf der letzten Seite unseres
Buchs erwähnte jüdische (in aramäischem Dialekt geschriebene)
Pfing8tlied rührt von R. Meir ben dsank dem Vorbeter her, der um
1034 lebte, cf. Zunz gottesdienstl. Vorträge der Juden p. 382 b, und
891a, und ib. Raschi p. 334.
XXXVII. Jahrg. 4. Doppelheft,

BO
 
Annotationen