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Nr. 38 HEIDELBERGER 1844.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Niebuhr: Hislory of Rome (vom 1. planschen Krieg bis
%um Tod Con&tanlm’s des Gr essen).
(Beschluss.)
So werden, einer irn Widerspruch mit der überlieferten Tra-
dition ausgesprochenen Behauptung zu Liebe, chronologische
Schwierigkeiten ersonnen, um diese Behauptung zu rechtfertigen!
Was bei Livius, so bemerkt übrigens Niebuhr, am meisten er-
greift, ist sein freundlicher Charakter und seine Liebenswürdig-
keit; je mehr man ihn liest, je mehr vergisst man seine Mängel,
und hätten wir noch die letzten Bücher, in welchen er die Ereig-
nisse seiner eigenen Zeit beschrieb, so würde sein Freimuth und
seine Reinheit noch mehr unsere Bewunderung und Liebe anspre-
chen. Livius ward betrachtet vorzugsweise als der Geschicht-
schreiber Rom’s schon in seiner Zeit, nach ihm allein ward die
römische Geschichte gelesen und studirt; alle seine Vorgänger
stellte er in Schatten und fast alle die, welche nach ihm lebten,
beschränkten sich darauf, sein Werk abzukürzen; er war der
„Stator“ der Geschichte Rom’s: nach ihm schrieb Niemand mehr
die römische Geschichte, ausser in kurzen Umrissen, wie Flo-
rus u. s. w. Wir haben dieses Urtheil Niebühr’s absichtlich in
diese Spalten aufgenommen, weil Niebuhr gewiss, und man ersieht
es aus seiner ganzen Charakteristik dieses Schriftstellers, am we-
nigsten der Mann war, der über dem Blendwerk der herrlichen
Sprache und Darstellung, andere in der Behandlung, in dem Ge-
brauch der Quellen und dergleichen liegende tiefere Gebrechen
und Missstände übersah, aber auf der andern Seite auch nicht die
jetzt von so Manchen vergessenen oder absichtlich und mit Unrecht
in den Hintergrund gestellten, gewiss nicht gering anzuscblagen-
den Vorzüge dieses Schriftstellers verkannt sehen wollte. Was
über die Beschaffenheit des Livianiscben Textes, die Handschriften
und deren Werth und dergleichen mehr in der neunten Vorlesung
p. 67ff. bemerkt ist, ist jetzt durch die Forschungen Alsehefski’s,
XXXVII. Jahrg 4. Doppelheft. 88
 
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