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592 Niebuhr: History of Rome (vom 1. puniscfaen Krieg etc.)
und ähnlichen Schriftstellern mehr Gebrauch machte, als z. B. von
einem Cato, so ist er doch nichts desto weniger unschätzbar, und
hat Ansprüche auf einen unendlich höheren Rang', als der ist, den
man ihm gewöhnlich anweist. Er arbdufc te stets mit der grösse-
sten Liebe zur Wahrheit, und beabsichtigte gewiss keinen Betrug'
irgend welcher Art in sein Werk einzuführen. Bass Dionysius
deu Livius nicht konnte, oder vielmehr nicht gekannt haben kann,
hält Niebuhr (I. p. 54) für ziemlich sicher: von dem Gegentheil
glaubt er aber wohl Spuren aufgefunden zu haben, die ihn zu der
Ansicht führten-, dass Dionysius sein Werk geendet hatte, bevor
Livius seine erste Decade zu Ende gebracht, und dass der letz-
tere den Dionysius benutzt, selbst noch bevor er das erste Buch
geschrieben. Ja Niebuhr hält es für nicht so ganz unmöglich,
dass selbst das Werk des Griechen Dionysius dem Livius seine
erste Idee, eine Geschichte Rom’s in lateinischer Sprach^ zu schrei-
ben, eingegeben! übrigens wird die, nach der gewöhnlichen An-
sicht von gelehrten Grammatikern späterer Zeit stammende Ab-
theilung des Livianischen Werkes nach Decaden, hier dem Livius
selbst beigelegt, an dessen Werke überhaupt eine gewisse Un-
gleichheit in der Behandlung sehr getadelt, und aus der den ersten
Dekaden jedenfalls sehr nachstehenden Fassung der späteren Bü-
cher mit auch deren Verlust zu erklären gesucht: was freilich
lauter Dinge sind, über die man wohl Vermuthungen wagen,
nicht aber mit der Bestimmtheit und Zuverlässigkeit sich ausspre-
chen kann, mit welcher diess hier geschieht. Im Uebrigen ver-
fehlt Niebuhr nicht, den grossen Vorzügen des Livius, welche in
der ganzen Darstellungsweise und dem Reiz, den er in dieselbe
von seinem rednerischen Standpunkte ans zu legen wusste, haupt-
sächlich begründet sind, die gebührende Achtung zu zollen: der
Tadel der Patavinität, welcher von Seiten des Asinius Pollio einen
Livius traf, gehört, da er auf die so vollkommen und wahrhaft
klassische Sprache dieses Schriftstellers unmöglich bezogen wer-
den könne, nach Niebuhr zu den zahllosen falschen Anecdoten,
die sich bei Macrobius fänden: es scheine ihm selbst sehr un-
glaublich, dass Asinius das Werk des Livius überhaupt nur sollte
gekannt haben, da Asinius Consul gewesen, dreissig Jahre bevor
Livius zu schreiben angefangen, er mithin mindestens ein Sieben-
ziger gewesen seyn müsste, als er den Livius gelesen und diesen
Tadel ausgesprochen,

[Der Schluss fo^c/t.)
 
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