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HEIDELBERGER

1844.

Nr. 48.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Gustafs 111. Nachgelassene Papiere. II. Theil.
(Beschluss.)
Bezeichnend ist es für Gustafs Charakter und für die Rieh-
tun# des achten und neunten Jahrzehnts im vorigen Jahrhundert,
dass sich neben dieser Frivolität ein Hang zum Mysticismus, ne-
ben voltairisch - materialistischer Lebensansicht der lächerlichste
Aberglaube fand. Aus den Papieren erfahren wir (S. 180f.),
dass auch Gustaf III., wie viele grosse Herren jener Zeit, den
Charlatanerien der Cagliostro’s und seinen Adepten den unbe-
dingtesten Glauben schenkte, und sehr wahr ist, was Geijer dar-
über bemerkt: Der verhöhnte, entweichende Glaube liess die Thür
hinter sich dem Aberglauben offen, welcher in Dämmerung und
Nacht eine heimliche Verehrung genoss, während man am Tage
wetteiferte, auf dem Altäre der Aufklärung zu opfern.
An Aufschlüssen über die Faroilienverhältnisse Gustafs ist
dieser Band besonders reich; Geijer hat das Einzelne vortrefflich
zusammengestellt, uns einen Blick in das innere Leben des Königs
zu erleichtern. Die Zwietracht in der Familie war nicht das
schwächste Moment in der Wagschale von Gustafs Unglück; da-
durch geräth er mit sich selbst in Kampf und das Missgeschick
zu Hause vertrieb auch das Glück vom Throne. Die Andeutungen,
die der Herausgeber über Gustafs Charakter gibt (z. B. S. 146 f.),
sind zum Theil so werthvoll, als die Documente selbst; der ge-
prüfte historische Blick Geijefs macht das erst fruchtbar, was dem
flüchtigen Auge des Lesers ohne Gesammteindruck entgehen würde.
Wir wiederholen daher das, was wir beim ersten Bande ausge-
sprochen: die historische Beurtheilung von Gustafs III. Wesen
| und Charakter wird durch die Documente nicht verändert aber
mit reichen Details trefflich unterstützt; die Art, wie ihn nament-
lich Schlosser fasste, erhält durch Vieles in dem bis jetzt Mitge-
theilten eklatante Bestätigung, und die historische Forschung müsste
XXXVII. Jahrg. 5. Doppelheft 48
 
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