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Nr. 37. HEIDELBERGER 1846.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Archäologische Schriften von Wieseler^
Schümann^ Petersen und bersch«

(Schluss.)
Was den ersten Vortrag' betrifft, die Entwicklung der Kunst inl
Verhältniss zur Religion, so geht der Verf. hier allerdings von dem Satze
aus, den Jeder, der an seinen Herodot II., 52 ff. hält, ihm auch wohl
zugeben wird, von dem Satze, dass die älteste Religion keinen Bilder-
dienst hatte, dass es mithin auch in dieser ältesten Periode keine reli-
giöse Kunst gegeben hat; im Anfänge der nächsten Periode, fährt ei'
dann fort, sey diese Kunst hinter der weltlichen zurückgeblieben, bis
später jene von dieser eingeholt worden, „beide dann zusammenfielen
„und, von äussern Umständen begünstigt, rasch den Gipfel erstiegen, auf
„welchem die Religion in die Verherrlichung der bildenden und darstel-
lenden Künste aufging oder Kunst und Religion fürs Leben nicht zu
„unterscheiden waren“ (S. 9}. Wenn wir bei dem Zweiten dieser Sätze,
welcher die religiöse Kunst als Anfangs zurückgeblieben hinter der welt-
lichen darstellt, unser Bedenken nicht zurückhalten können, da wir die
griechische Kunst in ihren ersten Elementen und Anfängen überhaupt als
von der Religion und dem Cult ausgegangen, diesem allein und darum
auch keinen Zwecken des Privatlebens dienend, darum auch stets so in-
nig mit Cult und Religion verbunden, und erst mit dem Verfall und Sin-
ken der Religion und des damit verbundenen öffentlichen Lebens von ihr
sich allmählig ablösend uns denken, so stimmen wir doch gern in den
Satz ein, den der Verf. zur Grundlage der weiteren Erörterung genom-
men hat: dass die griechische Mythologie auf Naturanschauung beruhe,
mithin auch zunächst die Naturerscheinungen als die Grundlage der grie-
chischen Mythologie und Religion anzusehen seyen; wir stimmen gern in
diesen Satz ein, nur glauben wir, darf das siderische Element keineswegs
davon gänzlich ausgeschlossen werden, wenn es auch gleich eine unter-
geordnete Stufe, und eine, in der früheren Zeit, wohl grössere, wie
uns scheint, dann aber nach und nach abnehmende Bedeutung einnimmt.
Die schöne Deutung und Auffassung des olympischen Götterkreises, wie
XXXIX. Jahrg. 4. Doppelheft. 37
 
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