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Nr. 49.

HEIDELBERGER

1846.

Ullricli: Beiträge zur Erklärung des
Tkwcydides.

(Schluss.)
Zählt man nun 400 zu 421, so erhält man 821, und reducirt man des Eusebius
(p. 315 ed. Mediol. p. 133. Seal.) 1197, so ist dieses 820 v. Chr. Nach Hieronymus
aber steht bei 1196 „Lycurgus Lacedaemoniis jura componit.“ Diess giebt 821. Noch
völliger aber stimmt mit Thucydides, der ετη όλίγω -κλείω zusetzt, wenn man
nach Kallimachus bei Syncellus p. 196 C. 828 oder 829 Jahre v. Chr. zählt.
S. Müller. Fragnr. Chronol. p. 133 sq. hinter dessen Herodot. Vgl. p. 161. ff.
Nimmt aber Thucydides bei diesem einen Datum, wo er nach dem Ende dieses
Krieges rechnet, 421 an, so muss er es auch bei den zwei andern thun, und
wir müssen ihre Zeit darnach bestimmen, nemlich I. 13. dass der Schiffbaumeister
Aminokies 300 Jahre vor 421, also 721 (Olymp. 14, 3) nach Samos gekom-
men*), und dass die älteste bekannte Seeschlacht, zwischen den Korinthern und
Korcyräern, 260 Jahre vor diesem Zeitraum, also 681 (Olymp. 24, 4) vorgefal-
len sey. Jedenfalls musste bei solchen Zeitbestimmungen, so gut wie bei Ver-
gleichungen anderer Ereignisse ihrer Dauer nach (I. 23. ετερα έν *σω Χρόνω),
Thucydides voraussetzen, dass seinen Lesern die Dauer und das Ende des Krie-
ges bekannt sey. „Diese Voraussetzung konnte er aber von dem siebenund-
zwanzigjährigen Kriege nicht machen, da er diesen noch nicht genannt hatte.
Ferner ist die Auffassung des siebenundzwanzigjährigen Zeitraumes von dem
Kriege als einem einzigen Kriege und als von einem Ganzen eine dem Thucy-
dides eigenthümlich angehörige, die in ihm selbst erst später entstanden ist und
deren Zweckmässigkeit er desshalb auch später V, 25. sq. ausdrücklich recht-
fertigt. Wohl aber konnte er von dem ersten jenes ganz füglich voraussetzen.
Denn diesen haben seine Zeitgenossen insgemein als einen für sich abgeschlos-
senen Krieg angesehen, was theils an sich natürlich ist, tlieils noch aus Aeus-
serungen Herodots, Platons, Andocides, Xenophons, Isocrates ganz deutlich
hervorgeht.“ Dass diese das Ganze zusammenfassende neue Ansicht des Thu-
cydides von der seiner Zeitgenossen verschieden war, hat Hr. Ulrich in der er-
sten Abhandlung siegreich bewiesen. Diese Abhandlung betitelt: „die Benen-
nung des Peloponnesischen Kriegs durch Thucydides“, war schon 1845 im Ham-
burger Schulprogramm erschienen.

*) Im Eusebius Hieronymi unter Olymp. 4, 3: „ Athenis primum trieres
navigavit Aminode cursum dirigente“ schützt vor Versetzung unter Olymp. 14, 3
wegen eines Schreibfehlers Syncellus p. 212 C. Hiernach ist Fischer zu ver-
bessern Zeittafeln unter Olymp. 19, 1.
XXXIX. Jahrg. 5. Doppelheft.

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