Nr. 45.
HEIDELBERGER
1846.
Massmami: Der Egsterstein in Westplialen·
(Schluss.)
Und an dem Ende dieser Kapelle lenkt rechts um, in den hier
vorspringenden Felsen, ein weiterer Nebenraum von 12 Fuss Länge
und 6 Fuss Breite , welcher an seinem Ende gleichfalls mit einem dritten,
gleichfalls rundbogigen Lichtdurchbruche oder Fenster versehen ist. Dazu
ist rechts neben dem letztem Fenster höher in den Felsen sogar noch
ein viertes gleichfalls rundbogig ausgehauenes Fenster, zu dem aber kein
weiterer Zugang führt und hinter dem nur ein sonst verbindungsloser
Raum sich befindet. — Aussen, unfern des letztem, nur tiefer unten an
dem grünen Hügelabhange, ist gleichfalls sauber aus dem Felsen selbst,
unter grossem Rundbogen, das Grab Christi, über 6 Fuss lang und
über 2 Fuss tief, mit für des Leichnams Haupt und Schultern besonders
bestimmten Einschnitten, gearbeitet. Ueber jenem schmalen erstem Aus-
gange mit den drei Stufen befindet sich aussen eine Vertiefung in der
Form eines Adlers, die nach oben seichter wird, so dass der Kopf der
eingesetzt gewesenen Adlergestalt frei heraus geragt haben muss. Und
auswendig endlich rechts von dem Basrelief der Kreuzesabnahme sind
noch zwei Vertiefungen in dem Felsen, eine grössere von 1 y2 Fuss
Durchschnitt, wohl einst ein Weihwasserbecken, und eine kleinere dar-
über für eine Lampe.
Das sind die Egstersteine in Westphalen nach der allein ganz rich-
tigen Zeichnung von von Bandel und berichtigten Auffassung von
Mass mann. Sie haben nämlich bisher schon Viele beschäftigt. Viele
auch haben Zeichnungen und Beschreibungen derselben gegeben. Allein
es herrschten in beiden grosse Unrichtigkeiten, und fand bisher noch
gar keine vollkommen richtige Aufnahme und Abbildung dieser merkwür-
digen Felsen statt. Diess bestimmte den Bildhauer Ernst von Bandel,
der um des Armin’s - Denkmales willen nun schon in das achte Jahr in
dieser Gegend weilt, eigenhändig, an Ort und Stelle, zumal eine genaue
und hinlänglich grosse Zeichnung des Basreliefes der Kreuzesabnahme mit
der pünktlichsten Treue zu fertigen; und da Herrn Mass mann eine
amtliche Reise in den jüngsten Octobertagen nach Westphalen und in die
XXXIX. Jahrg. 5. Doppelheft. 45
HEIDELBERGER
1846.
Massmami: Der Egsterstein in Westplialen·
(Schluss.)
Und an dem Ende dieser Kapelle lenkt rechts um, in den hier
vorspringenden Felsen, ein weiterer Nebenraum von 12 Fuss Länge
und 6 Fuss Breite , welcher an seinem Ende gleichfalls mit einem dritten,
gleichfalls rundbogigen Lichtdurchbruche oder Fenster versehen ist. Dazu
ist rechts neben dem letztem Fenster höher in den Felsen sogar noch
ein viertes gleichfalls rundbogig ausgehauenes Fenster, zu dem aber kein
weiterer Zugang führt und hinter dem nur ein sonst verbindungsloser
Raum sich befindet. — Aussen, unfern des letztem, nur tiefer unten an
dem grünen Hügelabhange, ist gleichfalls sauber aus dem Felsen selbst,
unter grossem Rundbogen, das Grab Christi, über 6 Fuss lang und
über 2 Fuss tief, mit für des Leichnams Haupt und Schultern besonders
bestimmten Einschnitten, gearbeitet. Ueber jenem schmalen erstem Aus-
gange mit den drei Stufen befindet sich aussen eine Vertiefung in der
Form eines Adlers, die nach oben seichter wird, so dass der Kopf der
eingesetzt gewesenen Adlergestalt frei heraus geragt haben muss. Und
auswendig endlich rechts von dem Basrelief der Kreuzesabnahme sind
noch zwei Vertiefungen in dem Felsen, eine grössere von 1 y2 Fuss
Durchschnitt, wohl einst ein Weihwasserbecken, und eine kleinere dar-
über für eine Lampe.
Das sind die Egstersteine in Westphalen nach der allein ganz rich-
tigen Zeichnung von von Bandel und berichtigten Auffassung von
Mass mann. Sie haben nämlich bisher schon Viele beschäftigt. Viele
auch haben Zeichnungen und Beschreibungen derselben gegeben. Allein
es herrschten in beiden grosse Unrichtigkeiten, und fand bisher noch
gar keine vollkommen richtige Aufnahme und Abbildung dieser merkwür-
digen Felsen statt. Diess bestimmte den Bildhauer Ernst von Bandel,
der um des Armin’s - Denkmales willen nun schon in das achte Jahr in
dieser Gegend weilt, eigenhändig, an Ort und Stelle, zumal eine genaue
und hinlänglich grosse Zeichnung des Basreliefes der Kreuzesabnahme mit
der pünktlichsten Treue zu fertigen; und da Herrn Mass mann eine
amtliche Reise in den jüngsten Octobertagen nach Westphalen und in die
XXXIX. Jahrg. 5. Doppelheft. 45