Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Reinaud: Relation des voyages dans Finde et Chine. 713
voyageurs Mahometans, qui y allereilt dans le 9. siede de notre ere.“
Dieser Bericht der arabischen Reisenden zog gleich die Aufmerksamkeit
der Gelehrten in einem sehr hohen Grade auf sich, weil er ein neues
Licht über die Handelsverbindungen wirft, die zwischen Egypten, Arabien,
Persien, Indien und China im neunten Jahrhunderte bestanden, und über-
raschte um so mehr, als bald nach der Zeit, in welcher er aufgezeichnet
wurde, jeder Verkehr mit China aufhörte und erst später wieder ange-
kniipft wurde, als die Mongolen durch ihre Eroberungen den Osten und
Westen Asiens wieder in Verbindung setzten. Da indessen diese von
Renaudot übersetzten Berichte häufig von dem, was die Missionäre in
ihren gelehrten Arbeiten über China mittheilten, abwichen, ward Re-
naudot von den Einen als ein oberflächlicher Schriftsteller gehalten,
bei Andern kam er sogar, weil er die von ihm benützte Handschrift nicht
näher bezeichnet hatte, in Verdacht, selbst der Verfasser dieser Reisebe-
schreibung zu sein. Vor etwa hundert Jahren ging indessen die von
Colbert herstammende Bibliothek des Grafen Seignelay in die grosse
königliche Bibliothek über, und der berühmte Deguignes entdeckte im
Jahre 1764 die von Renaudot übersetzte arabische Handschrift. Im
Jahre 1811 liess Langles den Text drucken, gab ihn aber nicht her-
aus und man fand ihn bei seinem Tode im Jahr 1824 ohne irgend eine
Einleitung oder sonstige Bemerkung. De Sacy hatte schon vor etwa
12 Jahren Herrn Reinaud aufgefordert, den nicht ganz fehlerfreien Text
zu revidiren und mit Anmerkungen zu begleiten. Damals glaubte aber
der eben so bescheidene als gelehrte Akademiker, sich einer so schwie-
rigen Unternehmung nicht unterziehen zu dürfen. Inzwischen hatte er
aber bekanntlich die orientalische Geographie im weitesten Sinne des
Wortes zu seinem Lieblingsstudium erhoben und manche Arbeit auf die-
sem Gebiete zu Tage gefördert, welche ihm den Dank und die Bewun-
derung des ganzen gelehrten Europa sichern. Seine gründlichen For-
schungen über Indien, von denen schon früher in diesen Blättern die
Rede war, führten ihn dann auch wieder zu diesem merkwürdigen Rei-
seberichte, und er hielt es jetzt für seine Pflicht, die von Renaudot
und Langles begonnene Arbeit zu vollenden und zu verbessern. Die
mangelhaften Stellen des Textes wurden berichtigt, die zweifelhaften er-
läutert, eine neue Uebersetzung hinzugefügt und eine Einleitung, in wel-
cher nicht nur über diese Handschrift und ihre Verfasser nähere Auskunft
ertheilt wird, sondern auch überhaupt die wichtigsten geographisch - sta-
tistischen Fragen des östlichen Mittelalters theils zur Sprache kommen,
theils eine befriedigende Lösung finden.
 
Annotationen