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Gaisberger: Lauriacum und seihe röm. Alterthümer.

erscheinen lassen. Die Arbeiten östreichischer Gelehrten werden, zumal
wenn sie in Zeitschriften enthalten sind, oder in Monographien bestehen,
nicht selten im übrigen Deutschland weniger bekannt und verbreitet, als
sie es verdienen: es möchte daher gerechtfertigt erscheinen, wenn hier
von der obigen Schrift ein etwas ausführlicheres Referat gegeben wird,
als dieselbe nach ihrem Umfange eigentlich anzusprechen hat.
Das Werkchen zerfällt in zwei Abtheilungen. Die erste, vorge-
lesen in der Generalversammlung des Francisco - Carolinums in Linz, be-
spricht Lauriacum, sein Alter, seine Bedeutung und seine Geschicke; die
zweite behandelt ausführlich die in älterer und neuerer Zeit gefundenen
und jetzt noch bekannten Alterthiimer und zwar unter einem dreifachen
Gesichtspunkte: I. Alterthiimer, die auf das Kriegswesen Bezug haben:
Lager, Legionsziegel, Inschriften auf Lauriacensische Truppenabtheilungen
sich beziehend. II. Alterthümer, die auf den religiösen Cultus Bezug
haben: Altäre, Götterbilder in Stein und Bronze, Grabdenkmale mit Ab-
bildungen und Inschriften. III. Alterthümer, die auf das häusliche Leben
Bezug haben: a} Hausgeräthe und Werkzeuge; b) Schmuck und Luxus-
gegenstände. Schon diese Uebersicht deutet auf reiches Material. Ein
sehr sauber gearbeitetes Kärtchen der Stadt Enns und ihrer nächsten Um-
gebung veranschaulicht die Gegend, in welcher Lauriacum stand, sieben
lithographirte Tafeln geben sämmtliche behandelte Alterthümer in getreuen
Abbildungen. Wir haben hier laut Vorrede IV zumal in Abtheilung I.
und III. nur Lauriacensia, ohne Beimischung von anderwärts gefundenen
Alterthümern, gesammelt von dem ehemaligen Bürgermeister Kain in
Enns und grösstentheils heute noch vorhanden.
Lauriacum war zur Zeit seiner Blüthe jedenfalls eine grosse weit-
ausgedehnte Stadt. „Die ewig grünende Sage — S. 3 — bezeichnet
die Orte St. Florian und Ebelsberg als die Endpunkte ihrer Vorstädte.
Sie lag — S. 5 — nordwestlich der heutigen Stadt Enns im stumpfen
Winkel des Dreiecks, dessen eine Seite von der mächtigen Donau, dessen
andere von der einmündenden Enns gebildet wird; ein strategisch sehr
wichtiger Punkt, der von dem kriegsgeübten Römervolke nicht unbeach-
tet gelassen werden konnte.“ Aus dem Schweigen des Ptolemäus über
diese Stadt, wie aus deren wahrscheinlichen Anführung in der Peutinger-
Tafel — für Blaboriciaco ist Lauriaco zu lesen — und ihrer öfteren
Nennung im Itinerarium Antonini, besonders aber aus den Zeitverhältnis'-·’
sen sucht Professor Gaisberger S. 6 und 7 zu erweisen, dass Lau-
riacum gleich dem nur 26 römische Meilen entfernten Ovilabis -— Wels
— zur Zeit des menschenvertilgenden Markomannenkrieges zwischen 167
 
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