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Jürgens: Luthers Leben III. Bd.

der einzigen Ursache, um die Schriftsteller zu warnen, welche um dem
Pedantismus und dem Systematischen und Hochtrabenden der objectiven
Geschichte zu entgehen, sich gar zu sehr gehen lassen, wie man im
gemeinen Leben sagt. Es ist etwas ganz Anderes, seinen Freunden an-
genehm und gemüthlich vorplaudern, oder das Publicum schriftstellerisch
belehren. Was über Erasm us, Reuchlin und Hutten indem Haupt-
stücke vorkommt, möchten wir nicht unbedingt unterschreiben, sehr an-
ziehend dagegen, obgleich nicht gerade neu, ist, was von Luthers Ur-
theilen über die Epistolae obscurorum virorum gesagt wird. Wer zu
lesen versteht, wird darin das Verhältniss der belletristischen Reformation
der höhern Classen Italiens im vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert
zur religiös-moralischen Reformation, der Bürger und der mit ihnen auf
einerlei Bildungsstufe stehenden Fürsten und Herrn Deutschlands im sech-
zehnten Jahrhundert leicht erkennen.
Im sechsten Hauptstücke ist zuerst von der Geschichte des deut-
schen Reichs in den ersten siebenzehn Jahren des sechzehnten Jahrhun-
derts die Rede, wobei der Verf. das, was er für seinen Zweck brauchte,
aus bekannten Büchern entlehnt und oft Leute neben einander citirt hat,
die sich wundern könnten, auf gleiche Weise als Quellen gebraucht zu
seyn; er geht indessen bald wieder zum Speziellen über, wo er theils
aus reineren Quellen schöpft, theils sich auf die Sachen beschränkt, die
unmittelbar mit Luthers Geschichte Zusammenhängen. Er kommt näm-
lich endlich, nach einer etwas gar zu weit ausgeholten und gar zu lan-
gen Einleitung, S. 453 auf Tetzel und seinen Ablasshandel. Wir wollen
eine Stelle aus Tetzeis Ermunterung zur Steuer zum Bau der Peters-
kirche beizutragen, hier anführen. Man vergleiche das, was wir aus des
Herrn Jürgens Buch hier abschreiben, mit dem, was in unsern Tagen
zu Trier bei Gelegenheit des heiligen Rocks gesagt und geschrieben ward,
und man wird es eben so natürlich finden, dass aus Tetz eis Predigt
vom Ablass der Protestantismus, als dass aus Arno 1 dis Anpreisen des
heiligen Rockes der Deutschkatholicismus entstand.
Tetzel lies nämlich eine kurze Anweisung für die Priester
zum Predigen zur Empfehlung des Ablasses drucken, worin er sagt:
„Darum bedenke das Volk, dass hier (in der Kirche, in welcher das
Ablasskreuz aufgestellt worden) Rom ist. Dies ist Set. Petri Kirche und
die jetzt zu besuchenden Kirchen sollen statt der in Rom zu besuchenden
seyn. Hier sind Bussprediger und Beichtväter und sind so gut als die
höchsten Beichtiger in der Set. Peterskirche, Gott und der h. Petrus ru-
fen Euch.“ Die Tadler und Lästerer, die das heilige Werk irgendwo,
 
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