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Droysen: Leben des Grafen York.

(s. z. B; S. 288)*), bei dem anvertrauten Wirkungskreise jede fremd-
artige Einmischung barsch zurückgewiesen. „Was ich am Ende“, hiess
es, „allein verantworten muss, will ich auch allein ausführen“ (^S. 298).
— Seine Vaterlandsliebe beschränkte sich nur auf Preussen; er
hätte sich lieber zerhacken, denn dasselbe nach einer neuern Redensart
in Teu tsch land aufgeheu lassen. Einmischung in die Politik, sodass
etwa General, Staatsmann und Diplomat, neben- und ineinander wirken
sollen, blieb ihm fremd und gehässig. Befangen von den alten Gewohn-
heiten, Bräuchen und Corporationsrechten, selbst Standesprivilegien, hatte
er keinen Sinn für S t a a t s r e f o r m e n , sogar wenn sie das Billige und
Nolhwendige trafen. Die grossartigen Entwürfe St ein’s, welcher doch
auch dem Adel angehörte, waren ihm daher ein wahrer Gräuel und Ein-
griff in das Althergebrachte. „Der Mann“ (Stein), schreibt er 1808“,
„ist zu unserm Unglück in England gewesen, und hat von dort seine
Staatsweisheit hergeholt; und nun sollen die in Jahrhunderten begründe-
ten Institutionen des auf Seemacht, Handel und Fabrikwesen beruhenden
reichen Gr o s s b r i t a n ni e ns unserm armen, ackerbautreibenden Preus-
sen angewöhnt werden. Wie hat er geeilt, mit seinen Absichten zum
Vorschein zu kommen. Gleich bei seiner Ankunft in Memel das bewirkte
Edikt, dass Jeder ohne Unterschied ein Rittergut kaufen, der Adel da-
gegen jedes bürgerliche Gewerbe treiben dürfe. — Eine eigentliche Ab-
schaffung, man möchte sagen, Verhöhnung des Adels ist dem Geist un-
seres Monarchen und unsers Volks durchaus zuwider. Wird der Gewiirz-
krämer oder der Schneider, der das Gut erwirbt oder der Spekulant, der
auf seinen Profit gedacht hat und schon auf Wiederveräusserung sinnt,
wird er auch im Unglück seinem Monarchen „zu Dienst seyn mit Gut und
Blut?“ — Als nun aber die Feuerprobe kam, da bestanden viele, doch
ritterschaftliche Grundherrn das Missgeschick keineswegs mit hinlänglicher
Opferbereitwilligkeit. — „Die Anstrengungen der Polen, meldete der feu-
rige Gegner Stein’scher Reformen 1811, verdienen wahrlich alle Achtung;
man bringt unbeschreibliche Opfer. Wie anders ist es bei uns, wo man
jeden ftürruten von seiner Grundherrschaft erkämpfen muss, und wo ein
elender Egoismus die allein herrschende Leidenschaft ist.“ ^S, 285.) —
:,:) „Der Friede wird also auch von hier weichen; ich lasse meine alten
Kuchenreuter sofort in Stand setzen; denn ich bin, wie von meiner Existenz
überzeugt, dass BüIoav (der später berühmte Feldherr) und ich keine 8 Tage
zusammen sind, ohne uns an den Haaren zu haben.“ — Aus einem Briefe an
Schorn horst vom Jahr 1811.
(Schluss folgt.)
 
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