DOI Heft:
Nr. 45
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.43434#0227
Nr. 45.
HEIDELBERGER
1851.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
KosMiaiiBi und Ensi CiescSaiciite von Breisach·
(Schluss.)
Im spanischen Erbfolgekrieg fiel Alt-Breisach, weil schlecht vertei-
digt, abermals in die Gewalt der Franzosen. Ein Versuch der Kaiserli-
chen, der Stadt wieder habhaft zu werden, misslang. Erst der Friede von
Rastatt stellte Alt-Breisach Oesterreich zurück (S. 435—438}. Kaiser
Karl VI. liess die durch die Franzosen vor ihrem Abzüge zerstörten
Festungswerke herstellen, und auch den Eckartsberg mit einem neuen ver-
sehen. Dies kam Alt-Breisach in dem 1733 wieder ausgebrochenen
Kriege wohl zu Statten Qs. 439}. Aber kaum hatte die Stadt Maria
Theresia gehuldigt, so sah sich diese durch den unversehenen, zwi-
schen Preussen und Frankreich verabredeten Ueberfall vermiissigt, Brei-
sachs Festungswerke schleifen zu lassen, damit sie nicht den Franzosen in
die Hände fielen {S. 440 f.}. Im Jahr 1751 erfreute die Kaiserin die
Stadt mit der Stiftung eines Frauenklosters für Erziehung weiblicher Ju-
gend (S. 442}. Die französische Revolution brachte ihr aber Verderben.
D^Schreckensregierung befahl 1793 Breisachs Zerstörung. Am 15. Sept,
bei einbrechender Dämmerung begann von Neu-Breisach und Fortmortier
aus eine furchtbare Bombardirung der Stadt und dauerte vier Tage und
fünf Nächte. Ref. war, damals zu Feldkirch im Breisgau weilend, Augen-
zeuge dieses tragischen Schauspiels. Vom dasigen Landschloss sah man
jede Bombe und jeden Pechkranz aufsteigen und jeden Brand aufleuchten,
mit dem sie Alt-Breisach entzündeten. Besonders schauerlich wrar dieser
Anblick bei Nacht. Die ersten Gebäude, die in Flammen geriethen, Avaren
das Franciskanerkloster mit dessen Kirche, wo auch das von Ludwig XIV.
ihr geschenkte Altarbild von Rubens verbrannte, und das Zuchthaus. —
Schnell folgte nun ein Brand auf den andern, bis die ganze Stadt Eine
Brandstätte war, davon dunkle Rauchsäulen längs den Berghügeln des
Kaiserstuhls sich bis Freiburg hinzogen. Die meisten Breisacher hatten
sich, als die Beschiessung sie überraschte (es war ein Sonntag}, nichts
Arges ahnend, zum Abendmahl niedergesetzt. Wohl hatte sich am Tag
zuvor ein dumpfes Gerücht verbreitet, dass die Neufranken sich zu einem
Einfall ins Breisgau anschickten. Aber die Verwandlung einer ganz of-
XLIV. Jahrg. 5. Doppelheft. 45
HEIDELBERGER
1851.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
KosMiaiiBi und Ensi CiescSaiciite von Breisach·
(Schluss.)
Im spanischen Erbfolgekrieg fiel Alt-Breisach, weil schlecht vertei-
digt, abermals in die Gewalt der Franzosen. Ein Versuch der Kaiserli-
chen, der Stadt wieder habhaft zu werden, misslang. Erst der Friede von
Rastatt stellte Alt-Breisach Oesterreich zurück (S. 435—438}. Kaiser
Karl VI. liess die durch die Franzosen vor ihrem Abzüge zerstörten
Festungswerke herstellen, und auch den Eckartsberg mit einem neuen ver-
sehen. Dies kam Alt-Breisach in dem 1733 wieder ausgebrochenen
Kriege wohl zu Statten Qs. 439}. Aber kaum hatte die Stadt Maria
Theresia gehuldigt, so sah sich diese durch den unversehenen, zwi-
schen Preussen und Frankreich verabredeten Ueberfall vermiissigt, Brei-
sachs Festungswerke schleifen zu lassen, damit sie nicht den Franzosen in
die Hände fielen {S. 440 f.}. Im Jahr 1751 erfreute die Kaiserin die
Stadt mit der Stiftung eines Frauenklosters für Erziehung weiblicher Ju-
gend (S. 442}. Die französische Revolution brachte ihr aber Verderben.
D^Schreckensregierung befahl 1793 Breisachs Zerstörung. Am 15. Sept,
bei einbrechender Dämmerung begann von Neu-Breisach und Fortmortier
aus eine furchtbare Bombardirung der Stadt und dauerte vier Tage und
fünf Nächte. Ref. war, damals zu Feldkirch im Breisgau weilend, Augen-
zeuge dieses tragischen Schauspiels. Vom dasigen Landschloss sah man
jede Bombe und jeden Pechkranz aufsteigen und jeden Brand aufleuchten,
mit dem sie Alt-Breisach entzündeten. Besonders schauerlich wrar dieser
Anblick bei Nacht. Die ersten Gebäude, die in Flammen geriethen, Avaren
das Franciskanerkloster mit dessen Kirche, wo auch das von Ludwig XIV.
ihr geschenkte Altarbild von Rubens verbrannte, und das Zuchthaus. —
Schnell folgte nun ein Brand auf den andern, bis die ganze Stadt Eine
Brandstätte war, davon dunkle Rauchsäulen längs den Berghügeln des
Kaiserstuhls sich bis Freiburg hinzogen. Die meisten Breisacher hatten
sich, als die Beschiessung sie überraschte (es war ein Sonntag}, nichts
Arges ahnend, zum Abendmahl niedergesetzt. Wohl hatte sich am Tag
zuvor ein dumpfes Gerücht verbreitet, dass die Neufranken sich zu einem
Einfall ins Breisgau anschickten. Aber die Verwandlung einer ganz of-
XLIV. Jahrg. 5. Doppelheft. 45