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Nr. 49.

HEIDELBERGER

1851.

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Journal of tlae American oriental society.

(Schluss.)
Herr Schauffler, welcher zunächst für das amerikanische Publikum
schreibt und darum auch mehr ins Einzelne, sowohl über das Leben
Schabbathai’s, als über die Kabbalistische Philosophie einzugehen genöthigt
war, theilt am Schlüsse seines Artikels ein Dokument mit, das ihm von
einem Schabbathaier in der Türkei mitgetheilt worden. Ort und Name
des Verfassers wird nicht genannt, das Dokument selbst, eine Art Glau-
bensbekenntniss und Missionsschreiben, ist nicht einmal von dem Schab-
bathaier selbst geschrieben, sondern nur einem Nichtmohammedaner diktirt
worden. Der Schabbathaier ist nämlich äusserlich Muselmann, musste sich
daher wohl hüten, etwas zu schreiben, das ihm, wenn es bekannt würde,
den Kopf kosten konnte; es einem Nichtmuslim zu diktiren, mochte er
weniger Anstand nehmen, entweder weil der Schreiber sein volles Ver-
trauen hatte, oder weil auch im schlimmsten Falle sein Zeugniss gegen
ihn ungültig wäre. Im Wesentlichen stimmt dieses Dokument mit dem
Glaubensbekenntnisse, das die Schabbathaier vor dem Bischof von Camenz
ablegten, überein. Auch hier wird in Soharitisch allegorischer Weise dar-
gelhan, dass Gotteserkenntniss mehr als Gottesdienst, dass die göttliche
Offenbarung einen innern verborgenen Sinn habe, und dass die durch
Sünden gefallene Menschheit durch den Messias wieder von denselben ge-
reinigt worden.
Merkwürdig ist diese Mittheilung des Herrn Schauffler besonders da-
durch, dass sie nicht nur das Fortbestehen dieser Sekte im Oriente dar-
thut, sondern auch, dass selbst mohammedanische Schabbathaier Christus
als Messias anerkennen, was bisher nur von den nach christlichen Staa-
ten ausgewanderten Schabbathaiern geglaubt worden ist. In diesem neue-
sten Glaubensbekenntnisse ist übrigens von einer Dreieinigkeitslehre keine
Rede. Christus wird nicht als Sohn, sondern als ein Gesandter des ein-
zigen Gottes dargestellt, der von göttlichem Geiste beseelt war. Es weicht
hierin entschieden von dem vor dem Bischöfe von Camenz abgelegten ab,
wo, wie bei den Schiiten, von einer dreimaligen Incarnation der Gott-
heit selbst die Rede ist, als Adam kadmon, als Christus und dereinst
als Erlöser der Menschheit.
XLIY. Jahrg. 5. Doppelheft.

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