Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nr. 36. HEIDELBERGER 1851.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Xetie Forschungen über die Freiheit des Willens.

Sur la slatistique morale et les principes, qui döivent en former la
base par Qu et eiet, secretaire perpeluel de PAcademie royale.
Bruxelles, 1848.
Die grosse Frage über das Wesen der menschlichen Freiheit und
ihres Einflusses auf die Handlungen der Menschen, war von jeher der
Gegenstand der sorgfältigsten Forschungen der Philosophen, der Theolo-
gen wie der Juristen. Es war zu beklagen, dass man zur Lösung der
Frage nicht auch der Forschungen der Statistik sich bediente, um durch
die gewissenhafte Sammlung von gewissen Thatsachen aus der Gleichför-
migkeit, mit welcher bestimmte Erscheinungen vorkommen, auf gewisse
Gesetze der moralischen Well und damit auf Gesetze zurückzuschliessen,
weichen die menschliche Natur ebenso gehorchen muss, wie die physische
Welt durch bestimmte Gesetze beherrscht wird. Niemand war zur Be-
gründung einer Wissenschaft der moralischen Statistik und zur Anwen-
dung derselben auf das Wesen der Willensfreiheit mehr geeignet, als
der geistreiche, gründliche und edle Quetelet in Brüssel, dessen Werk:
sur Fhomme et le dcveloppement des ses facultes, Paris, 2 vol. 1835, zu-
erst den Beweis leistete, dass es dem Menschen vergönnt ist, wenigstens
bis zu einer gewissen Grunze, die Gesetze der physischen wie der mo-
ralischen Welt zu ergründen. Eine seltene Verbindung der feinsten Be-
obachtungsgabe, der gewissenhaftesten, gründlichsten Sammlung von That-
sachen, und der Erscheinungen, wie sie die sorgfältigste Erkundigung in
allen Theilen der gebildeten Welt liefern kann, der richtige Sinn für
Gründlichkeit, rastlose Bemühungen, jeden Zweifel zu beseitigen, verei-
nigt mit einer seltenen Zergliederungskunst und einem wahren philosophi-
schen Geiste, welcher den Urgrund der Dinge zu erforschen sucht und in
den Tiefen der Wissenschaft die leitende Grundsätze findet, setzten den
trefflichen Quetelet vor Allen in den Stand, Beiträge zu jener Wissen-
schaft zu liefern, welche die tiefsten Geheimnisse der Natur und die wich-
tigsten Fragen der Menschheit zu ergründen bezweckt. Schon im Jahr
1829 machte Quetelet seine Forschungen sur la reproduction et la morla-
lite de Fhomme bekannt. In den Jahren 1831—33 erschienen die Forschun-
XLIY. Jahrg. 4, Doppelheft. 36
 
Annotationen