Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
592

Düntzer: Göthe’s Faust.

an tollen Wundergebilden seine Freude habe, wie er denn selbst durch
wunderlichsten Gestaltenwechsel täusche.“
Dass die Teich in en die höhere Kunststufe menschlicher Bildung
darstellen {S. 197}, ist eben so unerwiesen, als dass dieser Kunststufe
„noch die höhere Idealität fehlen soll“, welche die Dori den {wie der
Verf. sagt} bezeichnen.
Wenn Göthe von „Höhlegrüften“ spricht, bedarf es wohl der Er-
klärung (S. 201} nicht, dass der Dichter die Form „ II ö h 1 e g r ü f t e“
wie Er de le ben, Elle bog en ohne das vom Wohllaut geforderte N
brauche. So ist auch von selbst klar, dass Göthe den Faust in der
Rede, in welcher dieser den Lynkeus der Helena vorstellt, das Wört-
lein „statt“ mit dem Genitiv und Dativ brauchen lässt, wie der Hr. Verf.
S. 245 ausführt, noch viel weniger bedarf es der Bemerkung, dass das
erstere „richtig“, das zweite „nur mundartlich sei.“ So ist auch der Vers:
„Das Licht der Augen überstach“,
durch sich selbst zu verstehen ohne die S. 257 angeführte Erklärung:
„Ueberstechen bezeichnet hier das Uebcrwältigen der Augen, die für ei-
nen solchen Glanz zu schwach waren“ u. s. w.
Eine grosse Anzahl der Sacherklärungen des ersten und zwei-
ten Theiles findet sich in den frühem Erklärern des Faust. Nie führt
jedoch der Herr Verf. die Namen der Gewährsmänner au, die er in sei-
nem Commentare benützt hat, und doch bezieht sich diese Benützung nicht
nur auf Ansichten, sondern auf die Citate und die wörtlichen Stellen der-
selben, wie sie in frühem Erklärern vorkommen. Die abweichenden Deu-
tungen der frühem Erklärer glaubte (s. Vorrede S. VIII} der Verfasser
„nicht übergehen zu dürfen“, wobei er, wie er sagt, „absichtlich, da es
nicht auf die Namen, sondern auf die Sache ankommt, sich der nament-
lichen Anführung enthielt.“ Bef. billigt die neuere Methode durchaus nicht,
welche über Scholasticismus eifert, wenn man Citate gibt, und ihren wört-
lichen Inhalt anführt, oder auch genau die Namen der Gewährsmänner
aufzählt. Am allerwenigsten aber kann er dieses Uebergehen aller Na-
men der Gewährsmänner dann billigen, wenn es sich nicht um Namen
abweichender Deuter, sondern solcher handelt, deren Forschungen man
benützt, und als die eigenen binslellt. Der Leser, der die frühem Arbei-
ten nicht kennt, wird dann leicht verleitet, fremde Forschungen für ei-
gene zu halten, wenn nirgends auf das Buch hingewiesen wird,’ aus wel-
chem man dio erklärenden Citate und ihren Inhalt geschöpft hat. Aller-
dings sind auch Forschungen und Citate des Verf. diesen, aus andern benütz-
ten untermischt. Wer ist aber, solches zu sichten, im Stande, wenn nirgends
ein Gewährsmann angegeben wird? (Schluss folgt.)
 
Annotationen