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706 Hammer: Literaturgeschichte der Araber.
können. In der fortgesetzten, nicht minder meisterhaften Schilderung der
Zersplitterung der Macht des Chalifats, welche auch auf die Entwicklung
der Literatur ungünstig wirkte, nennt Η. v. H. die Karmaten, die auch als
mächtige Feinde desselben auftraten, „die Vorläufer der Wehhabiten ihrer
Lehre nach“; diese Benennung scheint Ref. nicht passend, denn während
die Wehhabiten gewissermassen die Protestanten oder Rationalisten des
Islams sind, waren die Karmaten einerseits gemeine, moral- und sittenlose
Verbrecher, andrerseits Anhänger der Aliden und Bekenner der Incarna-
tionslehre. Gefährlicher als die Karmaten, vor denen selbst die bessern
Schiiten einen 'Abscheu hatten und die sogar, bis ihnen ein Tribut ent-
richtet ward, gegen den ersten Fatimiden in Egypten Krieg führten, wa-
ren Letztere dem Chalifate in Bagdad; schon vor ihrem Zuge nach Egyp-
ten, ja selbst noch ehe sie die Aglabiten aus Afrika vertrieben, ward das
Princip der Autorität durch die schiitischen Lehren geschwächt, welche auch
die Abbasiden, so lange es sich nur darum handelte, die Omejjaden vom
Throne zu stürzen, verbreiteten. Vergebens versuchten die Abbasiden spä-
ter ihre Rechte von ihrem Oheim Abbas oder durch Ueberlragung der
Erbrechte von dem Sohne der Hanafijeh herzuleiten,*) die wirklichen

*) Diess wird von Ibn Iiuteiba und Andern berichtet, doch geht aus einem
Briefe Manssur’s an Mohammed Ibn Abd Allah hervor, dass die Abbasiden ihren
Anspruch auf ihre Abstammung von Abbas, als dem nächsten Erben Mo-
hammeds, gründeten (vergl. Chalifengesch. II. S. 51). H. v. Hammer führt
(II, 150) nur Ersteres als Begründung der Ansprüche der Abbasiden an. Diess
würden wir nicht rügen, wenn er nicht ganz falsche Folgerungen daran geknüpft
hätte. Er schreibt nämlich: „Da Ebulchair das Todesjahr Mochtar Ifeisans
(der auch ein Anhänger des Ibn Alhanafieh war) nicht angibt, so können wir
dasselbe nur beiläufig bestimmen. Ibn Hanefije starb im Jahre 83 (702), sein
Sohn Ali war der Vater Seffah’s, der im J. 132 (750) den Thron bestieg. Moch-
tar Keisan, der im Interesse der Beni Abbas den Urgrossvater Silfah’s, den Ibn
Hanefije als den wahren Imam und Mehdi aufstellte, musste also in der Hälfte
des zweiten Jahrhunderts der Hidschret gelebt haben.“ Muchtar war ein Sohn
des Abu Ubeid, der im J. 13 der Hidjrah im Kriege gegen die Perser fiel; er
war also ein Zeitgenosse des Mohammed Ibn Alhanafijeh und starb im Jahre 67
im Kampfe gegen Mussab Ibn Zubeir, nach Abulmahasin in einem Alter von
67 Jahren. Dass Muchtar ein Zeitgenosse des Abd Allah Ibn Zubeir und des
Ibn Hanefije war, kann man schon bei Abulfeda, Elmakin und Schehrestani
finden; er erklärte ihn wohl als Imam, aber nicht im Interesse der spätem Beni
Abbas. Ali, ein Sohn (?) des Ibn Hanefije, war ebensowenig der Vater Sef-
fah’s als, wie gleich nachher im Widerspruche damit berichtet wird, Ibn Ilane-
fijeh dessen Urgrossvater war. Seffah war der Sohn des Mohammed Ibn Ali
Ibn Abd Allah Ibn Abbas. Diesen Abd Allah Ibn Abbas darf man nicht mit
 
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