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Literatarbericbte aus Italien.

Schon bald nach dem Kaiser Augustus finden sich Ziegeln mit der Inschrift
der Legionarien ex numero Tarvisiano. Unter der Herrschaft der Gothen war
Treviso bereits eine bedeutende Stadt, und Cassiodor, Minister Theodorichs,
des grössten Fürsten unter den Fremden, welche in Italien herrschten, er-
wähnt den hier blühenden Verkehr. Beiisar und Narses eroberten dies Land
mit Italien für den Kaiser von Byzanz, dessen christlicher Staat aber so
wenig kräftig war, dass die Longobarden bald hier ihre Herrschaft grün-
den konnten. Der seit dem fünften Jahrhundert in Treviso eingesetzte Bischof
war seinem christlichen Kaiser so wenig treu, dass er dem Könige Alboin die
Schlüssel der Stadt bis an die Piave entgegen brachte, wofür auch er und der
Patriarch von Aquileja in ihren Würden bleiben konnten. Aber eben so leicht
befreundeten sie sich mit den nach 200 Jahren einbrechenden Franken. Karl
der Grosse besiegte den rebellischen Herzog Rotgarid von Friaul und bestellte
Markgrafen, allein unter seinen Nachfolgern gab einer derselben, Balderich
vou Friaul, wieder Veranlassung zur Unzufriedenheit und so wurden 828 vier
Verwaltungsbeamte für die Grafschaften Treviso, Padua, Vicenza und Cividale
bestellt. Allein diese Grafen waren, besonders seit Berengar sich zum Könige
von Italien hatte machen können, eben keine besondere Stütze der Kaiser,
und noch weniger Schutz für die Bewohner. Die Geistlichkeit war bereits so
mächtig geworden, dass sie eigentlich alle Verwaltung an sich gerissen hatte.
Die Barbaren des Nordens batten in ihrer Frömmigkeit'denselben so viele
Güter geschenkt, dass sie nach Art der deutschen Lehnsherren das Landvolk
eben so als Unterthanen behandelten, dass diese Unterthänigkeit oft härter war,
als die heidnische Sklaverei, welche übrigens zuerst die Handelsstadt Ragusa
abschaffte. Auf diese Weise wurden die Verwaltungsbeamten selbst der Städte,
die Grafen von Treviso, Vasallen der Bischöfe, wie dies auch anderwärts
der Fall war. Dieses Feudalwesen vermochte aber nicht die Einfälle der
Ungarn abzuwehren, welche seit 899 die Trevisanische Mark verwüsteten.
Da mussten die Städte an ihre eigne Vertheidigung denken, die Bürger ver-
standen es, sich selbst zu schützen, erbauten gemeinsame starke Mauern, und
so kamen sie bald dahin, sich als Gemeinden selbst zu verwalten, und erhielten
von den Kaisern manche Vorrechte, welche in ihnen ein Gegengewicht gegen
die Macht der Bischöfe und des Geburts-Adels fanden. Dieser grosse Fort-
schritt der Civilisation kam zu Ende des 11. Jahrhunderts in dieser Gegend zu
Stande. Schon 1110 zogen die Trevisaner mit ihrem Gonfaloniere an der
Spitze den Paduanern gegen die Venetianer zu Hülfe in ihrem Streite wegen
den Salinen von Chioggia. Als Kaiser Friedrich der Rothbart 1152 den Thron
bestieg, war in ganz Ober-Italien bereits beinahe jede Stadt von dem Drucke
des Lehnwesens befreit. Der Verfasser sagt, dass dieser Kaiser keinen Be-
griff von einem Bürger hatte, der heute seinem Gewerbe nachging und morgen
sich tapfer zu schlagen vermochte, da er seine Jugend in Deutschland im
Kriege verlebt hatte, in einem Lande, wo es nur Herren und Knechte gab.
Daher hielt er es mit den Feudal-Herrn, auf die er nie rechnen konnte, und
war den Städten feindlich gesinnt, welche bis zum Falle des römisch-deut-
schen Kaiserreichs demselben stets treu geblieben waren, während sie in
Italien durch dies Verfahren der Hierarchie in die Hand fielen, welche die
 
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