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Hoche: Die Metra des Seneca.

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noch so Manches aufzuhellen ist, mit den Früchten seiner gelehr-
ten Forschung uns noch öfters erfreuen.

Die Metra des Tragikers Seneca. Ein Beitrag zur lateinischen Metrik
von Max Hoche. Halle. Verlag der Buchhandlung des Waisen-
hauses. 1862. VIII u. 88 S. in gr. 8.
In der neuesten Zeit hat man wieder angefangen, den einst
so gelesenen, von den Meistern des Drama’s neuerer Zeit in Frank-
reich und England vorzugsweise beachteten Dramen, die unter
Seneca’s Namen auf uns gekommen sind, mehr Aufmerksamkeit
zuzuwenden. Und hier ist es vor allem die äussere Form dieser
Dichtungen, welche um so mehr eiuer Beachtung würdig erscheint,
als die richtige Erkenntniss derselben von wesentlichem Belang ist
für die richtige Würdigung dieser Dramen, insbesondere auch zur
Lösung der Frage über den Verfasser dieser Dramen und deren
Abfassung überhaupt. Ergibt sich doch schon aus der Form der
Verse und der bei der Zusammensetzung der Verse befolgten Ge-
setze, zur Genüge, dass die früher auch dem Dichter der* übrigen
Tragödien^ also dem Seneca, zugeschriebene Octavia kein Product
desselben sein kann, wie diess auch aus andern, selbst handschrift-
lichen Gründen jetzt so ziemlich anerkannt ist. Und eben so mag
auch bei den übrigen Dramen die nähere Erörterung dessen, was
sie in Bezug auf die metrische Form und den Bau der Verse mit
einander gemein haben, und worin sie von einander abweichen,
förderlich sein bei Beantwortung der Frage, ob für alle die übrigen
Dramen ein gemeinsamer Verfasser anzunehmen ist (wie wir wenig-
stens glauben) oder verschiedene für die einzelnen Stücke, wie diess
schon G. J. Vossius, J. Lipsius, Dan. Heinsius und Andere ange-
nommen haben. Der Verfasser der vorliegenden Schrift hat daher
auch zur Lösung dieser Frage einen wesentlichen Beitrag geliefert,
indem er diese, bisher minder betrachtete Seite dieser Dramen,
also die metrische Gestalt derselben, zum Gegenstände einer ein-
gehenden Untersuchung gemacht hat, welche zuerst die prosodischen
Verhältnisse, die für diese Tragödien zu beachten sind, die ein-
zelnen Abweichungen, die Freiheiten, die sich der Dichter genom-
men in Bezug auf die sonst gültigen, allgemeinen Regeln der
Prosodie, u. dgl. m. bespricht, und darauf S. 10 ff. zur Betrachtung
der einzelnen Metra übergeht, welche in diesen Dramen überhaupt
vorkommen: zuerst kommen die jambischen und trochäischen Verse,
dann die daktylischen und anapästischen, zuletzt die logaödischen
\;erse und die Chorlieder. In dem ersten Abschnitt wird insbe-
sondere der jambische Trimeter mit der grössesten Genauigkeit be-
handelt und jede in diesen Dramen vorkommende Abweichung an-
geführt; woraus sich allerdings grössere Freiheiten herausstellen,
 
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