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Neueste Literatur auf dem Gebiete der antiken Vasenkunde.

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wie bei Kroesos, welcher zur Darstellung kommt. In der mytho-
logischen Ausdeutung sind wir heutzutage behutsamer und zurück-
haltender schon geworden gegenüber der unmittelbaren Vergleich-
ung von Bild und Poesie gegenüber einer im Uebermass gehand-
habten Methode, auch die Vasenbilder ganz in den Rahmen der
uns gerade bekannten und geläufigen Sage, wie sie das Epos, die Lyrik,
das Drama nacheinander geformt haben, einzuspannen. Man hat zu
wenig die Gränzen unserer Ueberlieferung, die lokalen Formen der
Sage, die populären Bildungen und vorzüglich auch die Freiheit
des Bildners und Malers gegenüber der Literatur dabei beachtet.
Aus Vasenbildern Sagen zu ergänzen hat man mit Glück versucht,
aus ihnen Tragödien zu construiren ist immer ein missliches Unter-
nehmen.
Für diese Fragen werden die Vaseninschriften von gros-
ser Bedeutung, indem hier Gestalt und Namen und zwar so viel-
fach abweichende, auch frei erfundene sich zusammen finden. Ge-
rade in der genauen Beachtung der Vas en Inschrift en hat man
im Laufe der letzten Jahre grosse Fortschritte gemacht; immer
wichtiger werden die Vasen für die Geschichte der Schrift, für die
Dialekte, für die Onomastik, für andere Beziehungen endlich zu
Gewicht, Zahl, Handelswertb, aber auch zur Begründung einer zeit-
lich begränzenden Geschichte der Vasenbildnerei selbst. Auch hier
hat das Dekorative, das auf das Auge Wirkende seinen Einfluss
geübt. Inschriften und Ornamente und Bilder und Gefässformen
wirken zusammen zu einem Gesammteindrucke. So führt die mi-
nutiöse Beachtung der Nebendinge doch auch auf das Ganze zurück
und ermöglicht sichere Gesammtresultate.
Nach diesen einleitenden Bemerkungen wenden wir uns zu-
nächst zu einer Anzahl von Arbeiten, welche an sehr verschiedenen
Stätten Europa’s, wesentlich unter hoher Protektion einzelner Gön-
ner oder eines grossen Staates entstanden, alle Zeugniss ablegen
von der hervorragenden Kraft und Methode deutscher wissenschaft-
licher Arbeit. Wir werden hierbei auch nebenher auf andere Ge-
biete der Denkmälerkunst hinüberstreifen, ohne jedoch unsern Haupt-
gesichtspunkt, die Vasenkunde, aus den Augen zu verlieren. Auf
dem Boden von Paris ist seit einer Reihe von Jahren unser spe-
cifisch badischer Landsmann Wilhelm Fröhner thätig, seine
Thätigkeit als Conservateur adjoint der Museen des Louvre, seine
Verbindungen mit dem eben gestürzten Kaiserhause im Dienste der
Archäologie zu verwerthen.
Neben zahlreichen kleineren Aufsätzen, besonders in der Revue
archeologique, archäologischen und epigraphischen Inhalts hat er
im Anschluss an die Herstellung vollständiger Gypsabgüsse des
Reliefs der Trajansäule, Sur la colonne Trajane. Paris 1865, ge-
schrieben, er hat die allerdings fast durchgängig bekannten, zahl-
reichen aber über Gebühr vernachlässigten, im Louvre befindlichen
griechischen Inschriften in dem Buch: Inscriptions grecques du
 
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