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Neueste Literatur auf dem Gebiete der antiken Vasenkunde.

lieh bezeichnete Neoptolemos den am Bein gefassten Knaben dem
auf dem Altar bei einem Dreifuss sitzenden Priamos entgegen-
schleudert, fragt es sich, wer der Knabe sei und erregt die Neben-
scene einer von einem Helden fortgeführten, theilnehmend zurück-
blickenden, aber doch nur entfernter betheiligten jüngern Frauen-
gestalt Schwierigkeiten, da derselben die Namen Polyxena und
Akamas gegeben sind und die ganze Motivirung an die Episode
der von Akamas fortgeführten, in Troia wieder gefundenen Mutter
Aethra erinnert. Heydemann nimmt eine Flüchtigkeit im Namen
an, sieht in dem Knaben Astyanax. Auf der andern Seite tritt
voran das gewaltige Bild der im letzten Verzweiflungskampfe über
den zusammengesunkenen Vertheidiger, der Andromachos genannt
ist, sich aufraffenden Andromache, welche einer Klytämnestra ähn-
lich mit hoebgehobenem Schlägel auf den furchtbaren Gegner los-
stürmt. Dieser Schlägel, jedenfalls ein Werkzeug aus dem Hause
ist nach Heydemann eine Mörserkeule öotövfc, ύπερον, τρι,βενς,
was mir immer noch Bedenken erregt, da dieses als ΰτρογγνλος
ausdrücklich erklärt wird (Bekker Anecd. p. 239), während die
von Heydemann zusammen abgebildeten Beispiele gerade die flache,
dem Blatte eines Ruders ähnliche Beschaffenheit deutlich erweisen.
Haben die πλννεΐς der Alten nicht auch solche Schlaginstrumente
gehabt, wie sie noch jetzt im Süden gebraucht werden? Hintei'
Andromache enteilt wie gerettet ein grösserer Knabe mit Astyanax
bezeichnet, gerettet durch das Auftreten der Frau. Eine entsetzt
nach der andern Seite forteilende weibliche Gestalt mit aufgelös-
tem Haar, dann eine zweite Mordscene, wo ein auf der Erde lie-
gender, aber noch Unverwundeter mit dem Mantel sich gegen den
eindringenden, bewaffneten Feind zu schützen sucht, vollendet die
Darstellung dieser einen Scene und führt zur andern zugleich hin-
über. Heydemann fasst nun die Sache so: dass der auf der einen
Seite durch die Heldenthat seiner Mutter in jenem nächtlichen,
die Troer unbewaffnet findenden Kampfe gerettete Astyanax dann
doch auf der andern nach Voraussetzung eines Zwischenraumes
fortgesetzten Kampfes ergriffen und zerschellt wird am Altar, auf
dem Priamos schutzflehend sitzt. Er bezeichnet ferner die zweite
weibliche Gestalt als Aethra und ergänzt den Namen ΟΠΣΙΜΕ
zu ’Οψιμενης, 'Οψι,μήδης, Όψψ,έδων. Brunn geht von vorn herein
von der nothwendigen Scheidung der Darstellung selbst und der
Inschriften aus, welche wie es scheint, öfters von andern, als dem
Maler und also nach andern Gesichtspunkten, als die den Maler
leiteten, hinzugefügt seien. Er findet ferner in diesem grossartigen
Bilde aus Ilions Untergang die Doppelseite, Untergang der Edlon,
der Königsfamilie und dann Kampf und Untergang des namenlosen
Volkes. Andromache und Andromachos sind ihm daher nur Re-
präsentanten dieses erbitterten Kampfes im Volke, während dort
um Priamos der Untergang des Königshauses sich concentrire. In
der weggeführten Frau erkennt er weder Aethra noch Polyxena,
 
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