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102 Neueste Literatur auf dem Gebiete der antiken Vasenkunde.
XX. 6 eine grosse Wahrheit haben, aber darum ist weder die
Töpferei selbst erst auf diesem Wege zu den Griechen gekommen,
noch ist ihre Ornamentik überhaupt allein vom Orient entnommen,
wohl aber hat die griechische Töpferei in der Zeit des lebhaften,
durch Phöniker vermittelten Verkehrs mit assyrischen und auch
unterägyptischen Waaren, in der Zeit, wo auch phönikische Weberei,
Färberei, Stickerei, Glasschmelzerei, wo dortige Metallarbeit im
Bereiche ihrer Niederlassungen auf Cypern wie Thera, in Kameiros,
auch an einzelnen Punkten Griechenlands selbst z. B. Chalkis be-
trieben ward, die dort besonders in den Geweben, wie in getrie-
benem Metall ausgeprägten, zum guten Theil bedeutungsvollen, aber
kaum verstandenen Formen auf die Ausschmückung ihrer Thonge-
fässe angewandt und mit dem den Griechen ursprünglichen Sinn
für das künstlerische Element in den Formen und mit der Arbeit
der freien Hand fortgebildet. Griechische Phantasie hat diese
fremde Form mit eigenem Inhalte gefüllt, sie hat erst schüchtern,
dann immer entschiedener ihre nationale Sage eingefügt und schliess-
lich jene Form nur als den Rahmen des Bildes noch benutzt.
Wir verdanken in dieser Beziehung Semper in dem Abschnitte
über Keramik manch richtigen Blick (der Stil. II. Bd. München
1863 S.). Aber vor allem hat sich nächst Gerhard (Archäol. Zeitung
1854. Taf. 61 — 63) A. Conze um Herbeischaffung und Veröffent-
lichung des Materiales und um eine scharfe Würdigung der Einzel-
heiten verdient gemacht, durch seine Arbeit über melische Thon-
gefässe (Leipzig 1862), durch seine Veröffentlichung des Gefässes
aus Kameiros mit dem Kampf um die Leiche des Euphorbos (Fest-
gabe für die 26. Versammlung deutscher Philologen und Schul-
männer, Hannover 1864, und Verhandlungen derselben, Leipzig
1865. S. 37—43. Taf. I.), sowie die der Vasenscherben aus Pyrrha auf
Lesbos (Titelblatt zu der Reise auf der Insel Lesbos, Hannover
1865, vgl. S. 45). Als wahre Meisterstücke orientalisirender pla-
stischer Formung und malerischer Reihenverzierung mit Thieren
und Ornamenten sind die zwei aus Thera stammenden Oenochoen
zu betrachten, die K. Förster Annali 1869. p. 172 —175, Monum.
XX. t. 5 herausgegeben hat, während das von Fr. Lenormant von
derselben Insel mitgebrachte und in der Archäol. Zeitung 1866
S. 257* Taf. A veröffentlichte, grosse Gefäss, auch nach chemi-
scher Untersuchung des Stoffes daselbst fabricirt, uns nur lineare,
meist spirale Verzierungen aufweist. Neben Melos, Thera und
Kypros wird die Nekropole von Kameiros immer mehr eine wich-
tige Stätte für das Nebeneinanderhergehen rein orientalischer, im-
portirter Gegenstände der Kunst und jener griechischen, daran
ansetzenden, für die Gefässmalerei benutzenden Thätigkeit, wie
dann die Entpuppung der rein griechischen Bilderwelt aus dieser
Umhüllung. Aber gerade für diesen wichtigen Punkt können die
bisherigen Berichte der Entdecker selbst, des Herrn Salzmann in
Paris (Rev. archöol. 1861, Dcbr., Musöe Parent I. 1867. p. 29 ff.)
 
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