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Neueste Literatur auf dem Gebiete der antiken Vasenkunde. 103
durchaus nicht genügen, sie tragen bis zu einem gewissen Punkt
das Gepräge des künstlerischen Dilettanten in der Wissenschaft
des geschickten Finders, dem aber der Ueberblick über das Material
und die strenge Vergleichung desselben abgeht.
Die einfach lineare Ornamentik einer Reihe Gefässe, wie
wir sie eben bei einem Fund von Thera erwähnten, hat in jüng-
ster Zeit A. Conze die Grundlage seiner neuesten Schrift: Zur
Geschichte der Anfänge der griechischen Kunst. Wien
1870. 11 Tafeln geliefert. Bei dei' Ordnung grosser Vasensamm-
lungen, die aus Attika, aus den griechischen Inseln, aus Smyrna
aber auch aus Tripolis Funde bezogen, so in London, Leyden, in
Sevres war man schon aufmerksam geworden auf eine eigenthüm-
liche Art ältester Gefässe, breiter, gedrückter und schlanker Am-
phoren, Näpfe, Flaschen, Krüge, Untersetzer für Gefässe, welche
in der Technik des mildgelben Grundes und des dunkelbraunen
Auftrages der Verzierung, sowie in der Gefässform den sog. korin-
thischen oder orientalisirenden Gefässen nahe stehen, welche aber
sich in der Art der Ornamentirung und den dabei angewendeten
Darstellungskreisen entschieden von ihnen unterscheiden. Conze
hat nun mit scharfem Blicke die dem entsprechenden Beispiele in
andern Sammlungen auch aufgefunden, sie auch unter den neuen
cyprischen Funden nacbgewiesen und in einer Reihe treuer Zeich-
nungen, darunter auch eine farbige, die charakteristischen Formen
uns hier vorgeführt. Es ist wesentlich der obere Theil des Ge-
fässes, oft nur die Vorderseite, die durch Henkel begränzt wird,
oder beide Seiten aber getrennt, geziert und zwar* durchgehends
reihenweis, aber zugleich auch in den Hauptreihen in einzelne recht-
eckige Felder meist durch drei vertikale Striche gegliedert. Die Orna-
mente sind fast durchgängig geradlinige gereihte Punkte, Linien-
paare, Zickzack, Haken, Schachbrettform, Rautenform, Dreiecksform,
das Linienkreuz, Hakenkreuz, die einfachste Mäanderform; da-
neben von krummen Linien vor allem der Kreis, der concentrische
Kreis, Kreise durch schräge Tangenten verbunden, die einfachste
Doppelspirale, einfachste Blätter und Blüthe, dagegen fehlen die
für den orientalisirenden Charakter so bezeichnenden Rosetten, die
Lotosknospen, die Pflanzenranken. Unter den Thierdarstellungen
fehlen mit seltenou Ausnahmen, von denen Conze auf Tafel 11 ein
sehr gutes Beispiel veröffentlicht hat, alle orientalischen, streng
stilisirten, vor allem auch phantastisch compouirten Bildungen,
also Löwen, Pardel, Stiere, Greife, geflügelte Rosse u. dgl., da-
gegen sind Pferde meist vor der Krippe, Hirsche, hochbeinige
Vögel, Gänse, vielleicht auch Schweine häufig und in einer flüssi-
gen, fast flüchtig zu nennenden, kindlichen Weise gebildet. Heber-
gänge zum orientalisirenden Stil sind nachweisbar und z. B. das
Hakenkreuz scheint beiden gemeinsam. Es kann nun nach den
freilich nur vereinzelt genauen Fundberichten z. B. für den Fund
an der athenischen Gräberstrasse, für die Funde auf Thera in
 
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