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Curtius: Die knieenden Figuren d. altgriech. Kunst.

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knieens und auch hier lässt er rechts und links die bestimmten
Motive des aufmerksamen Lauerns, des eifrigen Dienens und Arbei-
tens an einem Gegenstände zur Seite, um allein eine Anzahl von
Erscheinungen auf Werken der altgriechischen Kunst unter dem
bestimmten Gesichtspunkte, dass lebhafte Bewegung, eilige,
unaufhaltsam fortschreitende Thätigkeit in diesem
Motiv ausgedrückt wird, zusammenzufassen. Auch hier wieder schei-
det er vorsichtig die ganz sichern Beispiele von einer zweiten Reihe
von solchen, die nach seiner Ansicht durch diese Erklärung volles
Licht erhalten. Von schlagender Evidenz sind die ältesten Dar-
stellungen der Gorgone, der Ker, Eris wie anderer Graungestalten
rasch wirkenden Verderbens. Curtius hat nach unserer Ansicht
vollkommen richtig die καμψι,πούς ’Eqlvvq Aeschyl. Sept. 772, wie
die Glosse des Hesychios καμψι,γοννος aus diesem Begriffe der Eile
erklärt, entsprechend dem Beiwort ταχεΐαι,, τανύποδες (Soph. Aj.
837), πολνπους, πολνχει,ρ, χαλκόπονς (El. 488 ff.), dem Vergleich
mit Spürhunden und Jägern (Eurip. Or. 317). Es ist unbegreiflich, wie
bis beute die von einem spätem Scholiasten gebrachte Erklärung:
»die dem Sünder die Knie beugt«, hat fort und fort beibehalten
bleiben können, sie entspricht weder dem Gebrauche derartiger
Composita mit Theilen des menschlichen Körpers noch griechischer
Sitte und Anschauung vom Knien gegenüber der christlich-mittelalter-
lichen. Ein eilenderHermes, ein eilender Eros, auch ein die Insel Kreta
eilig umschreitender Talos mit Stierhaupt, vielleicht auch ein eilender
Orestes, ein eilender Satyr, obgleich bei diesem, wenn er den Be-
cher reicht, doch das Dienen wohl der Grundbegriff ist, werden von
dem Verf. an Beispielen, die in wohlgeordneter Weise die Tafel
uns anschaulich vorführt, nachgewiesen. Das gebogene Knie als
Schildzeichen, das dann auch dreifach zusammengesetzt wird, wird
nun nach Panofka’s Vorgang und Göttlings theilweiser Annahme
sicher als Symbol der Schnelligkeit erklärt sein.
Der Verf. macht auf die künstlerisch vortheilhafteVerwendung
solcher eilenden Figuren mit stark gebogenen Knien in einer run-
den oder doch mehr gleichmässig entwickelten Fläche gegenüber
der Darstellung der gerad weitaus schreitenden aufmerksam. End-
lich aber führt auch diese Betrachtung an der Hand der charak-
teristischen Darstellungen auf Metallplättchen u. dgl., sowie von
Münztypen des persischen Reiches weiter zur Erwägung, ob nicht
von daher dieses stark ausgeprägte Motiv der Eile, des herrschend
dahin Schreitens in hellenische Kunst frühzeitig übergegangen sei.
Es würde mit dem Charakter jener Gestalten, wie Gorgo etc. wohl
stimmen, ebenso mit der Thatsache, dass die Semiten überhaupt
einen Gang mit stark gebogenen Knieen haben, ja dieses bei jeder eili-
gen Bewegung ganz auffallend sich kundgiebt. Curtius glaubt nur
an den Dareiken der alten Darstellung des Grosskönigs mit Bogen
undSpeer zunächst nur die Eile, das Dahinschreiten, an den jüngern
das Motiv des halbknieend schiessenden Bogenschützen (Taf. nr. 1
 
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