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406

Schriften über griechische Metrik.

= 6, das mit irrationaler Endsilbe (-v--) — 2, 1, 15/γ, 12/γ,
den rationalen Dactylus (-vr) = 3, P/a, 1J/2, den Creticus
(-V-) — 22/5, P/s, 22/5, also alle diese Metra = 6 Zeiten
ansetzte; indess ist schon aus dieser blossen Angabe ersichtlich,
dass eine solche, angeblich metrische, Messung eher einem Calcu-
lator, als einem Rhythmiker, Ehre machen könnte.
Bei dieser Lage der Dinge war es nicht zu verwundern, dass
Rossbach und Westphal den Entschluss fassten, an ein ernstes
Studium der alten Rhythmiker, Musiker und Metriker zu gehen,
um mit ihrer Hilfe eine sichere Grundlage zu gewinnen. Die Ar-
beiten dieser beiden Gelehrten, und besonders des letzteren, da
der erstere sich, nach Bearbeitung des ersten Bandes (»die grie-
chische Rhythmik«) in der ersten Auflage, von dem gemeinschaft-
lichen Unternehmen zurückzog, haben der Behandlung der Metrik
einen neuen Anstoss gegeben. Vor Allem ist anzuerkennen, dass
sie die Rhythmik des Aristoxenus (rücksichtlich deren noch G.
Hermann äusserte: musicorum rythmica doctrina . . . tarn obsura
est, ut nisi reperto aliquo libro, qualem Aristoxeni de ea re fuisse
suspicamur, non videatur plane intelligi posse) aus den wenigen
vorhandenen Resten geradezu, man muss sagen, wieder entdeckt
haben. Nicht minder bedeutend war das Verdienst, welches sich
speciell Westphal durch die Erklärung Hephästions, und die Dar-
stellung der verschiedenen metrischen Systeme der Alten, sowie
durch richtigere Ansichten über die Reihen (unter Verwerfung der
Basen als solcher) und die Characterisirung der einzelnen Metra
erwarb. Gleichwohl lässt sich nicht verkennen, dass er die wich-
tigste Frage, nämlich die nach sicherer Abtheilung und Rhythmi-
rung der Cola*) noch nicht genügend beantwortet hat. Dass
des Räthsels Lösung noch nicht gefunden sei, wird schon durch
die blosse Existenz der an der Spitze aufgeführten Schriften an-
gedeutet, die sämmtlich in dieser Hauptfrage von ihm abweichen,
und zu deren Besprechung ich jetzt übergehe.
1. Zu J. H. HEINRICH SCHMIDT, der die angeführten drei
Schriften in schneller Folge hat erscheinen lassen und zu der letz-
ten eine Fortsetzung in Aussicht stellt, welche den Euripides be-
handeln soll, finde ich mich in einem so schneidenden Gegensätze,
dass ich an eine Beurtheilung im Einzelnen nicht denken kann.
Ich begnüge mich daher, sein Verfahren mit wenigen Worten zu
kennzeichnen. Es ist diess einfach folgendes. Die Strophe theilt

*) Ich schreibe Colon, und nicht Kolon, da wir solche Kunstausdrücke,
so wie auch die Eigennamen, durch das Lateinische überliefert bekommen
haben. Beliebt es Einem, nach griechischer Weise Kleisthenes, Sokrates,
Aischy'los, Asklepios, Plutarchos, Homeros, Khairephon u. dgl. zu schreiben
und zu betonen, so lasse ich ihm das Vergnügen. Aber man verschone
das Ohr mit Maulthierformen, wie: Kleisthenes, Aischylos etc. Ich muss
sonst an den jungen Mann denken, der einige Zeit in Frankreich gewesen
war und von seinem PAri zu erzählen liebte.
 
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