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Hilgert, Markus [Editor]; Wink, Michael [Editor]; Universitäts-Gesellschaft <Heidelberg> [Editor]
Heidelberger Jahrbücher: Universität Heidelberg: Menschen, Lebenswege, Forschung — Heidelberg, 55.2011(2013)

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Eitel, Bernhard
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.29291#0030

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interne Konkurrenz um Mittel und Flachen ist groK,
der selbst gewahlte Druck ebenso - schon lange vor den
Jahren der Exzellenzinitiative. Andererseits wurden
mir Hilfen zuteil, die mich schnell sozialisierten.

Der Hochschulsport, das Gastehaus, Angebote, wissen-
schaftlich zu kooperieren, interdisziplinar zusammen-
zuarbeiten und fachiibergreifende Entdeckungen zu
machen. Auch dieses universitatsinterne Zusammen-
spiel zwischen Konkurrenz und Kollegialitat, nicht
als Gegensatz, sondern eher als Stimulanz, hat mich
beeindruckt.

Der lebendige Geist wird vielfach bemuht. In Heidel-
berg ist er aber wirklich zu spiiren, in einer hohen wis-
senschaftlichen Dynamik, einem standigen Fluss von
Personen und Ideen. Ach, was konnte man hier an Ideen
realisieren, hatte man doch Zeit... Manchmal jagt einen
der lebendige Geist... Wenig an der Ruperto Carola ist
perfekt, sie ist spannend und in standiger Entwicklung.
Dies ist und schafft akademische Freiheit, Chancen.
Lasst man sich auf diese Heidelberger Geschwindigkeit
ein, die fast nur aus der Innensicht fassbar ist, dann
wird die Identifikation mit Heidelberg und seiner Uni-
versitat fur den Einzelnen noch pragender. Ich bedaure
die Kollegen, Mitarbeiter und Studierenden, die fern
unserer Universitat leben und hier nur arbeiten! Sie wis-
sen nicht, was sie vermissen sollten! Mich faszinieren
diese (scheinbaren) Heidelberger Gegensatze seit einem
Jahrzehnt, diese alte traditionsreiche Universitat und
ihre Modernitat, ihre lokale Verwurzelung und ihre

Internationalitat; Talar, Alte Aula und Universitats-
hymne einerseits, medizinisch-naturwissenschaftliche
Analytik und innovative Ideen andererseits. Harmonie
und Streitlust, Philosophenweg und Neckarwiese hier,
rast- und ruheloses Wissenschaftsleben gleich daneben.
Was ich bis heute nicht verstanden habe, ist diese Hass-
liebe zwischen Stadt und Universitat. Zuweilen kommt
mir das vor wie die Streitlust eines alten Ehepaars nach
liber 600 gemeinsamen Jahren in einer engen, typisch
Heidelberger Studentenbude: Sie konnen nicht von-
einander lassen, aber gehen sich zuweilen auch machtig
auf die Nerven.

Das Rektorat hat meinen Blick auf die Ruperto Carola
verandert, oft spiire ich die Last ihrer 625 Jahre und die
Erwartungen an die Zukunft. Unsere Ruperto Carola
hat ein einnehmendes Wesen, sie umfangt mich, sie
fordert und verpflichtet mich, sie beschenkt mich -
sie gehort zu meinem Leben. Schon empfinde ich, dass
mir viele Mitglieder zur Seite stehen, dass ich mich nur
selten allein gelassen fiihle. Vergessen wir nie, dass wir
alle die Ruperto Carola sind, dass wir den lebendigen
Geist weitertragen, dass wir die Gegensatze ebenso
wie die akademische Gemeinschaft leben. Dass wir die
Zukunft pragen, ist unsere Aufgabe, seit 1386!
 
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