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Heidelberger Volksblatt (1) — 1868

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Nr. 1 - Nr. 6 (10. Juni - 27. Juni)
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Se Preis uunalich: 42 1r.-
und ber den, Trägern

Lſen Nerele. ns ben R des wa Keitge,
Iit (50 ſetzung.). 1 259—0
Od erlönte aus
Uhus, woruuf der Letzteré aufſprang Uund: freudig rief:
„Endlich höre ich das Zeichen, ich' hatte ſchon Angſt,
dem iedlen Meiſter Klaus wäre ein Unfall begegnet;
worauf ert aus einem Rebenverſchlagteinen munteren
Knaben rief, welcher wie der gnomhafte Maun, den
wir weiter obon kennen⸗ gelernt , gekleidet, nur hatte

Hüt ohne Damenhandſchuh, darauf. Beide erwäderten
das Zeichen undigingen dann eilig aus der Hütte; doch
ver finſtere Mann veränderte' ſeine⸗ Stellung⸗ licht un
blieb innſeinem düſteren Nachdenkem v erſünken. 5
Da böffneté ſicht die Thüre und
rächſelhafte kleine Mann mit dem durch“ ihn
Greiſe, der Jüngling mitindem unterdeſſen ſaus ihret
Ohnmacht⸗ wieder erwachten Mädchen, welche zalleé drei
verbundene Augen hatten, dann folgte der Diener und
der Knabe. Ueberraſcht blickte der Benarbte die Ein-
tretenden an⸗und ſprach' mit beſorgter Miene: „Um
Gottes Willen, Meiſter Klaus, wen bringt Ihr hier
in unſere eillame Klauſe?“ „Verzeiht, edler' Freund,
és ſind Unglückliche, welche dieſer wackere Jüngling
und ich dem Waſſertode⸗ entriſſen, und ⸗da dieſes zarte
Mädchen ohnmächtig war, Niemand von dem gaffenden
Volke ſie aufnehmen wollte, ſondern angſtvoll davon
lief, da mußte ich ſchon der Menſchlichkeit das Opfer
bringen und ſie mit in unſere Behauſung nehmen.“
Mit dieſen⸗Worten nahm der als Meiſter Klaus
angeredete kleine Mann den zu
Jünglinge die Binden von den Augén, und der Diener
und Knabe ſetzte ihnen Speiſe und Getränke vor, bei
welchen beſonders der Jüngling kräftig zuſprach.
„Wer ſeid Ihr?“ frug der Benarbte den Greis.
„Wer ich bin?“ antwortete derſelbe, „ein armer, un-
giücklicher, verſolgter Mann, der von dieſen beiden
wackeren Mäniiern mit ſeiner Enkelin dem Waſſertode
entriſſen wurde. Da ich aber von meinem Retter auf
dem Wege hierher zu vermuthen Anlaß fand, daß er
auch unſerer Partei angehört, ſo nahm ich keinen An-
ſtand Euch zu ſaͤgen, daß man mich früher Friedrich
von Stockheim nannte, und daß ich Oberamtmann
in Germersheim war, jetzt aber ein heimathloſer, flüch-

Hmetn⸗ Nommz . 2 kr.
Auswärts bei den Landboten

ö vielleicht nicht?“

dém! m der⸗ Schrei eines ö

Herrn And Kurfürſten.“

tt dem Schwerte⸗ einen⸗ Dolch⸗ und einen' kleineren
wohl ich Euch nichtskenne.

i Gexetteten und dem.
Tage ohne Nahrung, gebunden,
Wetter preisgegeben, auf offner Straße

Stadt.,

Man dicnnnt tu 2— nt.
ud Postanſalten. 25 ö

tiger⸗ Greis bin, deſſen chten Suſhachtsorl, Derlach i
Fluthen des Rheins verſchlungen und der nurn dieſer
armen Waiße zumi Schutzennzu leben⸗ wünſcht Ihr
ſcheint zu ⸗ſtaunen, in, dem dürftigenAlten den ſonſt
weithin gebietenden. Richter zu finden; laubt mir

„Doch, doch! ſielſder Benarbte⸗ ein, Lich erinnere

mich jetzt Eurer Geſichtszüge recht wohl; denn wir

kamen früher öfters zuſammen, als ich⸗ e wl
dieſes thut nichts zur Sachen — Seid mir herzlich will-
kommen! Wie gaber, kommt Ihr von Germersheim,
wo wirklich die Sphnier hauſen; denn ich weiß, Ihr
ſeid ein alter treuer Anhänger Friedrichs Cures

1„Esi freut micht von Euch gekannt zu ſein, wie-
Auf. die: Fragen wie ich von
Germersheim gekommen, muß ich, Cuch berichten, daß
ich ſchon 1622 als ⸗Mansfeld Germersheim »einnahm,
von' demſelhen liebreich behandelt, und von meinem
Herrn und Kurfürſten als aucht er⸗ flüchtig dahin: kam,
beſtens aufgenommeuwurde; doch als Kaiſer Ferdinand Ill:

die untere Pfalz dem Erzherzog Albert gab, und als

dieſer bald darauf ſtarb, zog ſein Bruder, Erzherzog

Leopold, mit einem Heere vor Germersheim und die

Stadt mußte ſich demſelben nach: harter Belagexung
ergeben. Schrecklich hauſten die Kroaten in der armen
Stadt. Was ſich nur mukste, wurde niedergeſtochen.
Männer und Weiber riſſen die Kleider vom Leibe, die
ſchönſten; Mädchen wurden gebunden auf Wagen fort-
geſchleppt, oder an die Sattelknöpfe der Reiter gebun-
den und zu ſpäterer Schändung aufgeſpart; Matronen
und Greiſe gepeinigt um verborgene Schätze anzugeben
und als nichts mehr zu rauben war, wurde die Stadt
in Brand geſteckt!. So hauſten Menſchen gegen Men-
ſchen, ja, was noch mnehr ſagen will, Chriſten gegen
Chriſten! Ich litti Unſägliches und mußte mehrere
dem ſchrecklichſten
liegen, und
erwartete jeden Augenblick von den um mich herum die

Schauder erregendſten: Greuel vollbringenden Kroaten
getödtet zu werden, was wir jenesmal als eine Wohl-

that erſchiene wäre. Ein mitleidiger Landmann, Vol-
mar von Neuburg, dem Alles genommen und nur noch

ein menſchlich Herz geblieben war, entledigte mich mei-

ner Bande und floh mit mir aus der unglücklichen
indem wir uns Nachts mit Lebensgefahr von
der Stadtmauer in den Graben ließen und von da

nach Vorlach flohen, wo mein Schwiegerſohn, der Frei-
herr v. Gemmingen ſich hingeflüchtet hatte.

Das dor-
 
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