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Heidelberger Volksblatt (1) — 1868

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Nr. 7 - Nr. 15 (1. Juli - 29. Juli)
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utthen) Nummer 2. tr.

Man abonnmt in der wite, Untereſr. 2

ö Das Crdmauntei,

pder: 31˙⁴.

Nun, beſter⸗ Meiſter Rlaus, erz ähitu unferen Fr ein-
den die Geſchichte mit! dem Hanm chuh der Kurf Iürnin,
ſorwie auch etwas aus Eurem Leben. „Recht gerne,“
erwiderte Jener und begann wier folgt: „Die Geſchichte
des Handſchuhs den ich hier als eine heilige Reliquie
10 lange trage, bis es mein Schickſal erlaubt ihn an
eine Beſtimmung zu iſtpri iterefſant
doch mein ei 0Wt 908 fben Stoff
wiewohl ich eine tranrigiütereſſante Zrit durchlebt
und mit den wertwürdigſten Menſchen derſelben in Be-
rührung kam: ö
Ich bin alkeſte⸗ Söhn b gükerter“ Citein
Heidelbergdoch meine zweighafte
mich ſchon in früheſter Ingend zum Geſpötte. meiner“
Kameraden, tende ſelbſt meine⸗ Aeltern zogen meine ſchön
geſtalteten Geſchwiſter⸗ mir vor undeſch ich nieiner,
was mich beinähe menſchenſchen machte, denn überall,
wohich. mich' ſahen ließ, liefen mir die Kinder 0 und
deuteten mit-Fingern auf miich.
Hatte auch die Nalur. meine Aeußernig vernach-
läſigt, ſo danke ich doch jetzt⸗ noch Gott, daß er, ſtatt
über dieſen allgemeinen Spott mein Herz. böshaft, Das-
ſelbe für alles Gute und Edle empfäng lich ſchuf.
Ich zoög mich⸗ zurück⸗ und weihte Wein Leben den

Wiſſenſchäften, inz welcherkich nicht undedtutende Fort-

ſchritte mächte, ſo daß meine Arheiten die Augen der
Profeſſoren auß mich zogen Esiwürde mir der An-
trag durch den würdigen Räth ehers), an den
Hof⸗ Friedrichs IV., Kürf ürſt von d ö
ger Rath, oder beſſer geſagt. Hofnattz ſehnl ichem
Gehalt⸗ zu geheu⸗ — Meine Mißgef alt' verſchloß mir
alle zanderen Stellen und wie wohl mein Geiſt und
Herz ſich dagegen ſrräubte, den Schälks! arren zu wie-
len, ſo dachte ich, daß dieſe Stellung es erlaubte, un-
ter dem Panierée der Schellenkappe dem Fürſten Wahr-
heiten zu ſagen, welche ihm von den Höflingen nur zu
oft fernsgehatten werden wodurch zich auch als Hof-
narr dem Lande Gutes zu thun im Stande ſein würde;
ſozentſchloß ich mich denn nach hartem. Kampfe: alig-
dazu, und trat meinen Wirtungskreis auch 10 an, daß

*) Rach Freher u war ein tüchtiger: Giſchichtner⸗ Woſſen u Schrüten
von allen ſpäteren Hiſtorikern als Quellen benutzt werden.

⸗Mißgeſtalt machle.

derſelben deu

als luſti-

verbarg.
fürſt Dindeich zufalit in dem anderi Erker des Al-
tanis und ſab den ganzen Auftritt mit an z die Kur-
fürſtin,

miein. Herr und K
buch fuͤhrte ), mich ſo l

Et 11 als
i

iglij ben. Pi izeſſin aiſhinwwehne
d Heidelberg. ſah n 10 .
irößtre n g
llt,

nichweig annen welchen nür
einige Zeit an dem
zu eidelberg zubra yte. Hier i
ren dle Erker des von meinen Herr
ind n di Lar

meſin N die e Uuggend, weiche ſie dem r 500 be-
Hand nachläſſig auf das Gelän
er Handſ ſchuh auf den unter der
— 4 en dubing jetzte

der legte, wobei ihr
Altan liegenden Raf

Altangarten beuan geſchah.
weil'ſich der Herzo e, die
ſchöne Häand er hahen Dame zu tüſen, wobei⸗ ſie mit

Hanvſchuh hinabfallen⸗ ließ
ſtieg ſchnell Aber das Gelä ider, hob' ſich
lierbäumen und ſprang in die Tiefe, wo er den Oand-
ſchüh aufhöb. und den aberune lichen Weg wieder em-
V dei zunter das ſamwene Wammt

— Der Heriog

als ſie ſah, daß der junge Fürſt von ſeinem
kühnen' Sprung wieder unbeſ ſchädigt auf' dem Altan
erſchien, entfernte ſich erröthend, doch der Kurfürſt

trat aus⸗ dem Erker und rief ſcherzhaft mit dem Fin-

ger. drohend „Vetter! Veter! ich könnte eiferſüchtig
werden, warum habt. Ihr den Handſchuh nicht meiner
Gemablin gereicht, ſondern im Wamms verborgen“ —

„Darum, durchlauchtigſter Kurfürſt und Vetter, weil ich

2·%0 Dieſes eigenhändig vonꝓ Friedrich 1V. geſchriebene Tagebuch
anthalt manchen vriginellen Einfall dieſes Fürſten und⸗ iſt noch auf

der Univerſitäs⸗Vibliothek aufbewahrt.
 
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