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Heidelberger Volksblatt (1) — 1868

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Nr. 16 - Nr. 24 (1. August - 29. August)
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Nr. 24. —

Samſtag, den 29. Auguſt 1868.

* —.—

ergen Wittwoch Ind Samſaag. Preis monatlich 12 kr.

* und ber den Trägern

Einzelne Nummer à Vikr.
Auswärts bei den Landboten und Waſtanſtatten. *

Man ghonnirt in der Druckerei, Untereſtr. 9

1* 2
—— — — —

Der Deſerteur von Eger.
Von Morit Bermann.
(Schluf.)

— Auf einem Felde ſtand ein einzelner Baum mit

kleinem Gebüſche umgeben; dahinter lagerten“ Solda-
ten, welche beordert waren, den Deſerteur aufzuheben.
Er. kam Vorbei ward, ergriffen und, da er nicht läug-
nete, ſogleich zum Regimente abgeführt. Der Bauer
erhielt die geſetzliche Belohnung und befriedigte den
Amtmann. Sein Sohn war aber nirgends zu finden.

Einſtweilen verließ Joſuah, blutend von den Spieß-

ruthenhieben, den Cxecutionsplatz und murmelte blos:
„Dem Himmel ſei Dank, mein Vater iſt gerettet *

Der menſchenfreundl liche. Corporal ahnte einen be-

ſonderen Grund dieſes Ah 6srufes, da Joſuah ſich bis-
her nie etwas zu Schulden kommen laſſen, und über-
haupt das Muſter⸗ eines Soldaten rufen Er meldete
es dem Oherſt.
nach langer Bemühung den eigentlichen Hergang.

lich, im Controleurgange und hörte mit freundlicher
Miene die Bittenden an.
Eine Frau überreichte ihm zuerſt ein Geſuch, nach-
dem er die Außenſeite beſehen, ſagte er: „Ja Ma-
dame es thut mir leid, aber Sie wiſſen, daß der Kam-
merbeutel aufgehoben worden iſt.“.
„Eure Majeſtät,

Ind die größten Häuſer aufgeben, lebte aber doch in
der⸗Stille, ſicher vor jedem Mangel, der mich jetzt ſo
ſchmerzlich trifft. Nun bleibt mir nichts übrig, als
die geringen jährlichen fünfhundert Gulden. Erwagen
Eure Majeſtät ſelhſtallergnädigſt, ob ich und eine groß
gewachſene Tochter davon leben können. Euer Maje-

ſtät ſtrenge In4 i it wird meine dringendſi Fuͤr⸗

ſprecherin ſein.
— — „Allerdings Madame, allerdings.
Richtſchnur aller meiner Verordnungen, ſo wie ſie allein
Schuld iſt, daß ſie jene tauſend Thalet verloren, und
ſo lange ich lebe nimmer erhalten werden.“

„Ich bin äußerſt. betroffen, Eure MWafſſät. Die
ſo öerſchrecklich viel kleine Noten?ꝰ
„Eüre Majeſtät, weil ich keinen einzigen von die-

Verdienſte meines Mannes, mein Stand —

„Die Verdienſte Ihres Mannes belohnte ich im

Leben und das wirſt Ihnen jährlich noch Zinſen ab.

nur Unterthanen Azrer Klaſſe. Soll ich den
aſſe, damit der Höhere im Ueberfluß

keinen

Hätten Sie immer vorwärts

Dieſer ließ Joſuah rufen und erfuhr

Eines Tages ſtand Kaiſer Joſeph I., wie gewöhn-

Ihnen und ſo vielen in kaſtloſer Thätigkeit.

nur dieſe tauſend Thaler aller-
W Zulage machten mir den Verluſt meines
Mannes und die geringe Penſion einigermaßen er-
träglich. Ich mußte zwar Equipagen, einen Bedienten

Siẽ iſt eine

Ihr Stand/ meine Siebe Ich muß auf alle Stände
ſehen und bin nicht nur Kaiſer Wien's und haͤbe nicht
Niederen
Hungers ſterben !
leben könne? Ich geſtehe, daß Ihr Vetluſt genug Wi-
driges hat, daß er Ihre Bequemlichkeit einſchränkt;

Alſo⸗ es thut mir leid,
Punkt.“
„Aber, 1 verſetzte die: Wittwe weinend, „was ſoll
aus meiner Tochter werden, ohne Vermögen ——
„Sie hat den Vermögensmangel nur Ihrer üblen
Wirthſchaft zu danken. Däs Amt
derte keinen Aufwand und ſein Gehalt war anſehnlich.
geblickt, ſo hätten Sie
Ihrem Kinde etwas zurückleger. können. Sie haben es

nicht gethan, 68. iſt blos Ihre Schuld, nicht die meine.“

I. Irhrg-

mit Ihren Einkünften aber werden ſich ſieben Andere
beg gnügen, und da muß ich auf die Mehrzahl ſchauen-
aber ich vergebe der Billigkeit

Ihres Mannes for-

„Und ſoll⸗ ich⸗ Cure Majeſtät 0 ganz ohne Troſt

verlaßens“
„Ich weiß Ihnen nur einen einzigen Rath.

Tochter dienen.— ö
„Dienen?“
„Und warum denn nicht?ꝰ Oh diene als goiher
Sie's jedoch, wie's beliebt, ich kann nicht helfen/
ich geſagt habe, dabei bleibt es.“

— as

Platz, welches, ein Heft in der Hand, den Kaiſer ehr-
furchtsvoll beg rüßte.
„Ach Mozart!“ rief Ibſeph erfteut. „Was haben
Sie? Gewiß etwas Nenues.

0 ſehr wie als. Muſtker.“
Der Kaiſer zog den Tonhexoz in ſein Kabiuet.“
„Eure Majeſtät,“ ſagte Mozart,

nigſt Eurer Majeſtät 3u e
gen fühle.“

Der Kaiſer nahm das Notenheft, ſah es. duirch

— Wenn
Sie meinen, daß Sie mit den fünfhundert Gulden
Penſion nicht men können, laſſen Sie Ihre —

Ich bin immer fröh,
wenn ich Sie ſehe, denn ich. licbe Sie als Menſch

„ſind. ſtets 40 ö
gnädig gegen mich, daß ich nicht weiß, wie ich meinen
Dank und meineg znnige Verehrung ausdrücken ſolh. —
Ich habe hier eine neue Sonate, weſche ich unterthä-
Fußen zu legen mich gedrun-

Halt en

Die Frau machte einem, beweglichen Männchen

und ſagte lächelnd: „Aber lieber Rozart, warum denn

ſen kleinen Schwarzköpfchen entbehren kann. *
 
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