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Heidelberger Volksblatt (1) — 1868

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Nr. 16 - Nr. 24 (1. August - 29. August)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43805#0098

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ö überleben. 5.

„Freilih, das ſund die Tampn die Sie comma-⸗

diren, und mit denen Sie Ihre koloſſalen Siege er-
fechten. Mozart, es iſt mir unbegreiflich, daß Sie nicht

Berge von Gold ſich erbeutet haben.“

„Eure Majeſtät, ich klage nicht, ſo langerr mir der
Himmel Sie als Beſchützer erhält, und ich wünſche
dieſen Verluſt,

„Guter Mozart!
Sorge, geſtehen Sie es nur.
Beiſpiel zu der letzten Arie von meiner Compoſition,
haben Sie dieſelbe ſchon durchgeſehen?“
„Je nun —

„Sie halten inne. Keine Schmeichelei, Mozart!“

„Nun denn, ſie iſt gut, aber — der ſie gemacht

hat, iſt noch beſſer.“
„Ich thue, was ich kann und was ich ſoll, Mozart.
Was aber dieſe Arie betrifft, die ich eigens für meine
Baßſtinime geſchrieben habe, gab ich ſie Vengre ohne
mieinen Namen zu nennen, dem Sänger Benucci und
hörte von ihm ein 99 0 mittekmäßiges Lob.
ſehr verlegen, als ich ihm ſagte, die Arie ſei von mir.
Er erbat ſie ſich nochmals zur Durchſicht aus, was ich
ihm aber verweigerte, da ich ihn nicht die Rolle eines
Schmeichlers ſpielen ſehen wollte, nachdem er ſich als
ehrlicher Mann gezeigt. Sein erſtes Urtheil iſt mir
viel lieber.“
„Daran erkenn' ich meinen großen Monarchen!
— Aber nun will ich Eurer Majeſtät Nichts mehr von
Dero koſttuter. Zeit rauben. Bewahren mir Höchſt-
dieſelben nur Dero Gnade.e“
„Die haben Sie, Mozart, im Vollauf Sie wiſſ en
es wohl.“
Joſeph trat wieder in den Gang hbinaus. Es
näherte ſich ein junger Landedelmann, den er in den
Gang beſchieden. „Siehe da, ich habe mit Ihnen ein

Wort zu reden. Ich hörte, wie Sie auf Ihren Gütern

der ganzen Welt Aergerniß geben und ſelbſt den Pflug
dirigiren.“
„Es iſt ſo, Eure Majeſtät, “antwortete ehrerbietig

der Edelmann. „Nach Ihrem echabenen Beiſpiele halte

ich dafür —“

„Keine Entſchuldigung. Iſt ein ſolches Geſchäft

Ihr Zeitvertreib oder Spott gegen den Adel?“
„Reineswegs, Eure Majeſtät. Ich hoffe bei Dero

ö Villigkeit geneigtes Gehör zu finden. Mein Vater war

Gutsbeſitzer in Mähren, wie ich es jetzt bin. Als Knabe

ſchlug ich einſt einem Bauer in's Geſicht. Mein Vater

erfuhr dies und ich bekam kein Brod zum Eſſen. Als
ich mich darüber beklagte, antwortete er mir: „Lerne
bei dieſer Gelegenheit diejenigen ſchätzen, denen Du
dies koſtbare Produkt verdankſt.“ — — Seitdem gewann
ich die Landwirthſchaft, die mich mein Ankläger trei-
ben ſah, lieb.“
Vnd die ich Sie erſuche, ferner ganz nach Ihrem
„Gefallen zu treiben und mir jährlich die Reſultate
Ihres lobenswerthen Wirkens zu bringen. Ich liebe
ſolche Beſtrebungen ſehr und werde Ihre Ankläger
züchtigen. Sie glaubten, Ihnen zu ſchaden, ich ver-

wenn er mich treffen ſollte, nicht zu

Und doch mache ich Ihnen viel
Was ſagen Sie zum

Er war

9⁴

iurque und reich gekleidet,

mit ironiſch pathetiſchem Tone.



ſichere jedoch 5 war ihr duten, dem Sie en

* —

meinen vollſten Beifall.“

Der nächſte Supplikant war ein getanſter Jude.
Er bat um eine Penſion oder ein Gnadengehalt und

unterſtützte ſein Geſuch mit ſeinen Verdienſten um die

katholiſche Religion, da er ſie nicht nur ſelbſt ange-
nommen, ſondern auch ſeine Geſchwiſter dazu bewogen
habe. Joſeph ſah ihn eine Weile an und ſagte dann
„Mein Lieber, Sie
haben ſo groß und edel gehandelt, daß ich nicht im
Stande bin, Sie zu belohnen. Das muß Gott thun.“
Eine Frau mit einem modernen „Kopfputze aà la
überreichte ihm ein Geſuch
um ein Gnadengehalt. Joſeph fixirte ſie eine Zeitlang
und ſagte dann unwillig: „Wenden Sie ſich nur an
Ihren Souverain, den türkiſchen Kaiſer, den Ihr
ud. 48 zeigt deu'lich, daß ſie ein Unterthan von ihm
ind.“
Jetzt trat der Kaiſer auf einen gemeinen Solda ⸗
ten zu, der bleichen Angeſichts an der Wand lehnte.
„Was will Er?“ ö
„Euer Majeſtät, ich bin der Deſerteur Joſuah.
„Ah, von dem mir Sein Oberſt geſchrieben hat;
da/ komme er in mein Zimmer.“
Die erſtaunte Menge bildete einen Durchgang, den
Beide pafſirten.
Der Kaiſer frug: „Was bewog Ihn, meinen Dienſt
zu verlaſſen? Wurde Er hart behandel 12 Machte Er
ſich eines Vergehens ſchuldig, das ihn zur Deſertion
zwang? Pfui, ſchäme Er ſich. Er macht dem Rocke
Unehre, den Er traͤgt und wird ihn augenblicklich aus-
zichen. 5
„Majeſtät,“ ſtammelte der noch bleicher gewordene
Grenadier, „laſſen S Sie mir gnädigſt den Rock, ich habe
ihn mit meinem Blute befeuchtet und wollte ihn un-
gerne mit Schande bedeckt ablegen. Es iſt kein Ver-
brechen, welches auf mir laſtet, und es iſt meine größte
Wonno, für Eure Majeſtät mein Leben zu geben.“
Kaiſer J Joſeph betrachtete mit ſeinen ſchönen blauen
Augen milde lächelnd den Soldaten und ſagte: „Ich
weiß, warum Cr deſertirte. Er iſt ein braver Sohn

und ich kann ſeinen Edelmuth nicht genug loben. Je-

doch den Rock darf Er nicht mehr tragen.
„Herr der Welten
„Er muß ihn umtauſchen. Laſſen Sie ſich, Herr
Oberlieutenant, beim Regimentsſchneider Ihre
neue Uniform anmeſſen. Die Equipage nehme ich auf

mich und Ihr Vater ſoll durch mich aus ſeiner kum-

mervollen Lage geriſſen werden. Was muß das für-
ein braver Mann ſein, der einen ſolchen Sohn erzog!“
Sprachlos vor Wonne und übermäßigem Glück

ſtürzte Joſuah zu des Kaiſers Füßen, der ihm ſagte:

„Stehen Sie auf, Herr Oberlieutenänt und klopfen Sie
mir die Türken tüchtig ſo können Sie mir am Beſten
danken. — „Ja, Euer Majeſtät, unter Vater Loudon.
laſſen Sie mich für Sie fechten und ſterben!“ ö
„Eher aber noch bringen Sie die Angelegenheiten
Ihrer Schweſter in Ordnung.“
Kurze Zeit darauf wohnte Joſuah der Vermählung
 
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