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Heidelberger Volksblatt (1) — 1868

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Nr. 1 - Nr. 6 (10. Juni - 27. Juni)
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61

Geſtaͤbt hakte⸗die Göſchmeidigkeit einer wilben Weinrebe;
alls-Rlizer mit welchem der Maler die Gäbilde ſtinor
Phantdſe ausſchmückt, fanden ſich beider jungen Tochter
Corſich's vereinti.-Und⸗Mätianue hatte ebenvihr neun ·
W ekreicht ſter ſtand in der ganzen, Blürhe
Jugendlicher Schönheit.n Mehrals „ein genuefiſcher Kauf-
mann, mehr als ein ſardiniſcher Rheder, mehr als“ ein
munteret Officieß der Reßublik! Fränkreich pflegten,
wenn ſie ſich Abends zum Gotiesdienſt begab, ihr däuf-
gzupaſſen um: fis in det akurtichen Anmilthihrer Er-
ſcheinung, in der Unſchuld ihres frommen Weſens/ die
gleichſam Meu aus der Händ Gottes hervorging, anzu-
ſchauen.„Mehr' als ein“Anbeter haite⸗ ſich gefunden,
welcher Märiannen⸗ ſeitten „Reichthilin um deil Preis
eines Gächelns angeboten; aher ſie w empfindlich
gegen ſolche Anträge zihr Herz Hehrte 129—
ſie hättée es beteits verſchenk 1
Jeden Abend, ſpbäld die

3—

verſchwand, lenkte⸗ das fung % pichiigch Mödchen ihre ö
Schritte füdwärts: durch“ disé Stadte gegen das Meer.“
uſer hin“ War ſie bis aneinen Vorſprunth des Ufers
gelangt, ſo ſetzte ſie ſich und ſuchte, mit den Augen
durch die cer Fenez den
Dei

Wogen/

ae e e dunteln 2

ö Wan ihr.
duͤrch eine geſchickte Hand urncgennlben,
brachen ſich ſ ſchäumend am ſandigen Ufer, eine Barke

näherte⸗ ſich, am Strande hinfahrend, ſichern: Laufes den

Felſen 3endlich-hielt ſie au, ein kräſtiger⸗ Fiſcher
ſprang ans Lard und⸗legter ſeine N 565 zu den Füßen
des Mädchens. Dies war Colazzo, der ärmſte, aber

ſchönſte Fiſcher der Inſel. Dann waͤndelten die beiden

Liebenden zuſammen in die! Stadt, in⸗ heimliches
Lie besgeflüſter verſenkt, und auch wenn ſie ſich trennten,

überglücklich, ſich noch einmal die Verſicherungen ihrer x

Liebe gegeben zu Hahenv sineri Siabe, die rein bleiben

und. ewig dauern ollte.
Das Glück des Armen i ſo⸗ leicht. geſchaffen, 8
igl Sch it anderthalb⸗Jahren lebten
Eines Sommer-
nids ſaß, die junge Corſin wieder äm Ufer, die An-
Ine des Fiſchers⸗ erwartend. Die Zeit⸗ſeiner gewöhn-
lichen Rückkehr ⸗war ſchon“ verſtrichen, die Barke zeigte
ſich noch nicht.

friſcher Wind wehte Erquickend über die⸗ Meerestwogen

Dahin⸗ keine Gefahr⸗ſchien für⸗ Colazzo rorhanden zu⸗ I
Schon lange bedeckte. nächtlicher Schatten die

ſein-
Erde, als Marianne ſich entſchloß, zu ihrer“ alten
Mükler zurü Hükehren welche ſeit einigen Tägen däs
Bett Eranzr And N htiaftrralst Win Wrch
die Hütle gtrat.,
ſchien einen. feſen Schlu
benutzte den Augenllick, nahm tauf naß Schultern ein
irdenes Gefäß und ging, die Thürg halb
zum Brunnen um Waſſer zu⸗ Ianen
keuſchen Jungfrauen. des alten
ſidas-Gefäß. QUEDm Lopfe-und ſchickte. ihreu. hu-

Und doch, war' die Luft heiter; ein

ter in
Das gleichſörmig ruhige Athemholen
mer⸗ zuverſyrechen; Marianne

Ibroffen Aaſſend,
Wie eine⸗ der
eſtäͤmentesſo⸗ ſtand ö

der werfummeiten hinubet. 4
Fisher ze begegnen
— 5n Katlm⸗ hatke ſie ihre Wehrüng werkäſſen, eict
ein franzöſiſchei Offieier aufnſte 100 elettel
leicht. und anmaßend, wier es Söß en des Mars eigen
zu ſein pflegt, ein Geſpräch mit ihr ſuchte. Weit ent-
fernt, mn Gelch; Furcht blicken zu laſſen, behielt ſehte
anne im Geſichti e eiti Sie ſetzte
ihren Weh forh chi N Hbsieh zu nehmen,
den Kopf zu wenden. „Du ſtolze Inſut-

Sihhoffte dort den

1.⁵⁰ 13½ i

der Officier, „wende Dich doch nich Deinem
Opfer! Deine Augen, Ilch meinem
armen Gehirn aug es! Sag'
mir, was mußi Rexzxweichen?“
Marianne arn be ſchien

Air

Schulternig
Brunnen gelangt.
un din 1 0 wartend

ſparte keinen I
Schmeicheleien, welcher er fü
der Hand hatte 6 während, ſeine K. in einer
Schöz eit: ſchwelgten, die in den 3150 alons Bo-
wunpernng⸗ verdient hätte. h, ch erweichen,
ſchöne Bildſäule, ſium Ailde 10% rief der⸗ Covatierz
„ich bin weder dreiſt. nwerſchämt, ich werde mich
mit einem Kuß begnügen!“
316½ Indem eri dieſes Worter ſprach, ſtreckte. La
den Arm aus, als wollte ex das ödchen; Am faſſenz
aber mit einer ſchnellen, Vepegng griff „Marianne in
ihr Mieder und zog, ein elegantes, mit; Perlmutf er,ein-
gelegtes Beſteck hervor faßten ohne die Miene zu ver-
aen r ben i weiten I ine I1 5 Und. 6 „Noch
d es i

bin .801
Iche Euihchleſſen-
heit Wche Erwartet; haſtez. Morgen Du, beſſer hei
Laune ſein, hoff ich!“ — Und a als Pgrianne unbeweg-
lich ſehen hlieb „ ſeines Angrifſs gewärtig 4
halb. lachend, chalb eruſtz „Wahrhaftig, wiergut. ihr dieſe
militäriſche Haltung ſteht! — Aber ſtecke dieſes Spiel-
zeug, w eiched zum wenigſten hiex am unrechten Irt iſt,
wirder ein!Bezahme: D inen Kriegeriſchen Sinnzmeine
Angebetete; Dir, droht keine Gefahrz ich hoffg, daß Du
zu Verſtand kommen wirſt, unnd nehme indeß ſtgtt des

Kuſſes, den Tu mixgheute,vexweigerſt, dieſe; Reliquje
Ulit welcke Tir. in. der Eile Atfallen. iſt Als. Du. die

ſüchtigen Blick nach dem Brunnenplatz, wo⸗ ſich dien

„Buſennadel, Iöſ'teſt!“
 
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