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Heidelberger Volksblatt (1) — 1868

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Nr. 16 - Nr. 24 (1. August - 29. August)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43805#0070

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ö Beſihers oder ein 16
mächtigten nöthig. Georg war hierzuih
allein ſein Onkel wünſchte ihn bei der
bars zu ſehen.
Madame Müller bot ſich an, mit den Papieren
und Inſtruktionen verſehen in die Stadt zunreiſenund-
mit dem Anwalt des Herrn v. Berg die Sache zu be-
ſprechen. Der Antrag wurde dankbar angenommen.
Cäcilie lich die offene Kaleſche⸗ anſpannen, die ſie ſelbſt;
kutſchiren wollte, um ihretreue Freundin bis zur näch-
ſten Station zu. bringen, wo ſie den Poſtwagen: beſtei-
gen ſollte.
v. „Berg blieb allein im. Schloß. zurück.
Der Vormittag war bereits zu Ende; der Fagd.
lärm/ welcher am Morgen in! der Gegend ſich hören
* ar nach und nach verhallt nd in banger. Unges
duld ſaß⸗der blinde alte Herr, Cäciliens Rückkehr er-
wartend, die nach ſeiner Berechnung längſt hätte er-
folgt ſein müſſen. Der Kammerdiener ſtand auf einer
Er öhung, von wo er die-Straße⸗ überſchauen konnte,
denn die Ungeduld ſtieg bis zur Beſorgniß, als eine
Stunde nach der andern verſtrich, ohne Cäcilie⸗ zurück-
zubringen. Man kannte die Lebhaftigkeit des Mäd-
chens zu gut, man wußte, daß ihr unüberlegter Muth-
wille ihr leicht Gefahr bringen konnte. Herx v. Berg
machte ſich Vorwürfe darüber, daß er ihr nachgegeben
hatte. Ein plöslicher Ausruf des Kammerdienirs weckte
—. endlich aus ſeinen ſtummen Gedanken. ö
„Was iſt geſchehen?“ fragte ängſtlich Herr v. Berg.
3%%Ach Gott, dort komnit das dnadi e.Fräulein! 17
erwiderte er.
„Und das ſagſt. Du mit⸗ einem 0 herizerſchneidenden
Tend/ fragte wieder Herr v. Berag.
Es muß wohl etwas paſſirt ein. ſprach der; Diener,
„allein es: wird nichts zu ſagen haben, denn das⸗Fräu-
lein geht ja zu Fuß am Arm eines fremden Herrn
„Zu Fuße, ſagſt Du, Larief Berg z „dann iſt⸗ frei-
lch etwas vorgefallen, o⸗ dasctolle Mädchen! “
„Da ſbin ich, lieber Bater,“ ſprach Cäcilie, indem
10 lächelnd die Hand: ihres Vaters ergriff, ein we-
ig. evſchreckt zwar, allein ſönſte ganz und geſund. Der-
ſandte mir den Retter in der Perſon dieſes

00 geweſen,
agd

es Nach-

Himmelf
trefflichen Schützen, den ich hiermitt vorſtelle, obgleich,
ich ſelbſt noch nicht 0 gludlih bin, einen Ramen zu
wiſſen.
Bei
Mann mit ſtark markirten Zügen und einem feinem

dieſen Worten verbeugte ſich' ein ſchlanker-

Anſtand, in den modernſten Jagdeoſtüme, der d 5 Fräu-
lein am⸗ Arm führte.
Ich war gluctiicherweiſe zugegen,“ nahm er das
Wort. „als das Pferd mit dem leichten Wagen davon-
„rannte und der ſchwachen Lenkerin nicht mehr⸗ pariren
wollte. Ich ſah den Abgrund, in den es in wenigen
Minuten geſtürzt wäre. Der. Bediente war bereits von
ſeinem Sitze geſprungen, aneun um dem dahin
raſenden Thiere in⸗die Zuͤgel zu fallen allein er war-
nicht vermögend es einzuholen; ſeine rgae e
angſalſch Berechnung. der bewegenden Kräfte.
war mein, Entſchluß ſchnell gefaßt und. eben

56
8 7 — 5 8
T
em vorbrijagenden ild. odeskugzel zurſen-
drückte ich auf das bildẽ ob ab und tr⸗ P,
daß es ſögleich todt niederſtürzte.

Georg ſchickte ſich zur Jagd an und Herr

ben, wird,“ ſägte“ er.

Dank dafür ſoll unbegrenzt ſein.

ö Vaterlandt⸗ 4⁵

ö verweilen kynnen wichtige: Angelegenheiten ufen wich

Ihnen noch ein al Whrn, un
h

Das Fräntein— war
gerettet.
Herr v. Berg hatte des Fremden Hand ergrifßen⸗ ö

„Was Sie hier mit ſo ſchlichten Worten erzählen, mein

Herr, iſt eine That, die ewig in meinem Herzen blei-
„Sie häben mir das Leben in
dem Leben. meiner. geliebten Tochter erhalten, und mein
Da Sie von der
Jagdpartie waren; ſo bin ich vieleicht ſo glücklich, den
Baron von Harten ſelbſt, in Ihnen zu begrüßen.“
„Sie ſehen einen Fremden vor ſich,“ ſprach der

Retter Cäciliens, „der zum erſten Male dieſes Land
beſ ſucht, durch einen Zufalbzihrem Nächbaribekannt wurdé

und nun deſſen Gaſtfreundſchaft auf kurze Zeit, genießt.

Ich. binein Franzoſe, der⸗ Vicomte von Bellepierre.;

meine Mutter war eine. D utſche, eine Beute, die mein
Vater aus einem der N oleoniſchen Feldzüge heim-
brachte. Dieſem Umſtand verdanke ich die Kenntniß

Ihrer Sprache und die Vorlisbe für Ihr herrliches

Der Mann, der dieſe Worte ſprach, mochie die
Bierzig⸗ ſchon üherſchritten hahen, ſein Kopf zeigte⸗ nur,
noch dünne Haare, welche den Scheitel⸗ nicht meh Ibe-
deckten, jedoch von einem glänzenden Schwarz waren;
die Augen blitzten und um ſchön⸗ geformten Mund
ſchwebte jenes einnehmende Lacheln W. elches gewandie
Weltmenſchen immer zu Gebote ſteh
Der alte Herr v. Berg hielt noch immer die Hand
des Fremden in der ſeinigen; er ſchien mit ſich ſelbi
über einen Entſchluß m Streite zu ſein.
„Herr. Vicomte, ſagter er endlich, nicht nur den
Zufal ſelbſt, der mich Ihnen ſo hoch verpflichtet hat-

ſondern auch Ihre Bekanntſchaft, zu »welcher er Veran-

laſfung gab, machen, es mir zu der angenehmſten Pflicht,
G einzuladen, unſere Händlichs Ehenten auf m
Zeit zuntheilen. Eg, wird Ihnen viekleicht Vergnügen
machen, von rauſchinden Vergnügungen hier auszu-
ruhen. Betrachten Sie mein Haus als das Ihrige;
Sie ſollen ſtets Ihre Zimmer; in Bereitſchaft⸗ darin

finden. Die Einwilligung in. dieſe Bitte würde uns

alle nur noch zu größerem Danke verpflichten.“

51 „Ich: glaube⸗ Richt/ entgegnete der Vicomte, „bof-
fen zu dürfen, einer ſo reizenden Einladung. Folge lei-

ſten zu können die mir einen Platz in⸗ dem Innern

einer eben ſo li enswürdigen als achtungswerthen
Familie einräumt; ich Werdenmicht lange. mehn hier

nach Fraukreich. . Da⸗ es mir, aher —geſtattet iſt,
ei o Worde ich
ner Abreiſe mi en nich nach Ihrem. Beihen
und dem Ihrer Tachter zu erkundigen, unſr die, Geſviß-
heit mitzunehmen, daß der Schrecken Leine machtheiligen
Solgen für ſie gehabt⸗ hat, ö ö
Nach kurzem Verweilen e⸗ pfahl ſich; mte,
weil die Jagdgeſellſ aft ihn erwaxte, um ihr, wie er
ſagte, den glücklichen. Ausgang des Abenteuers zu mel:
 
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