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Heidelberger Volksblatt (1) — 1868

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Nr. 16 - Nr. 24 (1. August - 29. August)
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Dr. Gemithlich.
Unſer Caffs Wach
ter hott ne ilich 200 S
Schbazierſchtecke, die
vun e paar Johr her
dort ſchtehn geblie-
we ſinn effentlich ver-
ſchteege loſſe un de
Erlees davuni unſem
Waiſehaus g'ſchenkt.
Bei der Auction is
mar e ſonderbari Idee

durch de Kopp gange.
Uff die Art — hab 00
ich gedenkt — kennte S
mer gach emool un-

ſer Heidlherger Rick.
ſchrittsmänner, alſo.
unſer lewendige V᷑



dern ſchtehn un zurick gebliewe ſinn, gemithlich

aus'm Weg rahit Fort mit Schade! Um damit

uffzuraame! Mit'm „Pälzer Bott““ fange mar die
Verſchteegerung an. E Uhr, die ſchtehn gebliwe is,
ün kee Zeit mehr anzeigt, muß entweder rebariert, odder,
wann ſe nit mehr zu rebariere is, verkimmelt werre,
daß ſe kee Blatz mehr verſchberrt. Fort mit Schade!
D'r „Pälzer Bott'“ is nit mehr zu rebariere. Alſo
werd'r verkimmli, Männer, un zum abſchreckende Bei-
ſchibel unner Glas un Rahme uffm bollittiſche Kreembl-
mark uffg'henkt! Mit'm „Pälzer Bott'“ fange mer die

groß Verſchteegerung an, un mit'eme gewiſſe Jakoh

heere mer uff. Dann am Jakob is aach nix mehr zu
rebariere. Unſer Jakob bleibt ſchtehn wie d'r Paſchtor
Knak, der neilich die bekannt nei Weltordnung in
Berlin eingericht hott. Unſer Jakob bleibt wie er is.
Fort mit Schade! Unner Glas un Rahme, un uff

de bollittiſche Kremblmark mit'm. — Bei dere Gelegen-
heit biete mer dann aach gleich noch ſunſchtige Heidl-

berger Kurioſitäte aus. Per Exempl: die merkwerdig
Heidlberger Anſicht: Unſer Schtadt dhät deworaliſirt
werre, wann mer e Garniſon hierher krägte. Unſer

Fremde kennte de Kaſſernegeruch nit vertrage! Die

Religion kämt zwar nit deßwege in G'fahr — awer
unſer Dienſchtmeedle. Un ſo weiter. Den Brunne
uff'm Heimarkt, der de ganze Summer dick in Schtroh
eingewicklt is, daß'r bei dere Hitz nit verfriert, den
ſchlage mer aach loos, wann ſich en Abnemmer dafor
find. Dann wolle mer an's Wiener Schitzefeſchtkomits
ſchreiwe, es meegt uns umgehend ſein Defizit in geeig-
neter Verpackung einſende, mir wollte emool ſehe, ob
mer's bei unſerer Heidlberger Raritäteverſchteegung
nit aach gleich an de „Wenigſchtnehmende“ losſchlage
kennte. — Fort mit Schade! — Den Wiener Schitze-
Abzug haw ich mer iwerigens ſo zammegereimt:

Schtecke, die bis dato nit mit der Zeit gange, ſon.

8⁴

Das Schützenfeſt, es iſt vorbeni
Mit ſeinen vielen RRedesnns
„Die Feſteshallen leeren ſich
Und ſchließen ihre Läden.
Die Fahne ſchlüpft in's Futteral,
Die Büchſe ruht am Rücken,
„Des Feſtes Gaben ziehen forttUW
Den heim'ſchen Heerd zu ſchmücken.

„Die Frau'n daheim, die ſputen ſichh
Die Sieger zu empfangeen.
folgten ja dem Feſtbericht
Tagtäglich nur mit Bangen.

Denn ach, die Wiener Damen all,
Hieß es, ſind ſchöne Kinder, ö
Und manche Hälfte fürchtetßf
Ihr Schütz kehr' heim als Sünder

„Die Vörſe und der Pulverſak
Sind leichter worden beide,

Und manchem unvergeßlich bleibt
Des Wirthes Doppelkreidee

VBon liebgeword'ner Freundeshand
Gibt's manches Händedrücken;
Ind eine Abſchiedsthräne glänzʒzʒ
In ͤmancher Schönen Blicken.

Kaum aber iſt beim letzten Glas,
Das letzte Hoch verklungen, .
Kommt auch mit einem Defizit
Das Komité geſprungen.

Denn heutzutag muß überall

Das Deftzit floriren;

„Denn ohne dieſes kann man nie

Sich gütlich amüſiren.

Doch Wonne malet ſelig ſich
Rings auf der Wirthe Mienen,
Denn „heidenmäßig“ Geld ließ ſich
Bei unſerm Feſt verdienen.

Denn ach der Durſt war fürchterlich,
Die Hitze unerträglichBh))
Wenn auch der „Stoff“ in Strömen floß,

War er doch manchmal kläglich.

Ihr deutſchen Schützen lebet wohl!
Kommt glücklich zu den Euern!
Wir ſehn uns wieder, wenn dereinſt
Das nächſte Feſt wir feiern!

Druct und Verlag von G. Geiſendörfer.
 
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